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In der Adlerapotheke. Auf dem stattlichen Bauerngut, das dem reichen Landwirt Hollwanger gehörte, gab es nun schon zum dritten Male in Jahresfrist einen Abschied.
»Wenn er nur wieder spaßen kann, der lange Schlingel,« sagte Hollwanger vor sich hin und sah nach dem Sohn zurück, der mit langen Schritten, von neuer Hoffnung belebt, dem Haus zueilte.
Der September neigte seinem Ende zu. Die strengste Arbeit auf den Feldern war getan. Der Landwirt konnte befriedigt zurückblicken auf die Arbeit des Sommers. Ein stiller Sonntagnachmittag, an dem der Regen gleichmäßig herunterrieselte, bannte die Familie ins Zimmer. Hollwanger saß mit den Seinigen um den Tisch, er hatte den Kalender vor sich liegen.
Frau Hollwanger war mit ihren dienstbaren Geistern in der Waschküche beschäftigt, als dies Gerede zu ihren Ohren kam und sie gewaltig erschreckte. Augenblicklich verließ sie die Waschküche und eilte hinauf in das »Bubenzimmer«, wie es im Hause genannt wurde.
»Hermann,« sagte Hollwanger, »wenn’s nun fehl schlägt, so nimm’s nicht schwer; bitten und betteln darfst du den Apotheker nicht, du bist eines reichen Landwirts Sohn, hast etwas gelernt, kommst überall an.« Er ging und die er daheim ließ, sahen ihm nach: wie wird er wiederkommen?
So war fast eine Woche vergangen, den nächsten Sonntag wollte Hollwanger benützen, um wegen seines Sohnes einen Brief zu schreiben.
Du würdest’s mit Butter und Rauchfleisch probieren, er meint’s mit Pulvern und Gläsern durchzusetzen, er soll’s versuchen, gleich morgen.« Mit viel Kopfschütteln und Achselzucken sah Frau Hollwanger am nächsten Tag ihren Sohn »den ganzen Plunder«, wie sie es nannte, in den größten Handkoffer packen, der aufzutreiben war, und ihr Mißtrauen machte Hermann kleinmütig.
Alles in dem kleinen Reich sah wunderlich, aber tadellos geordnet aus. Ein paar Minuten später lag Hermann schon wieder im Bett. Getroster als er heraufgekommen war, ging Hollwanger die Treppe hinunter. »Dem ist’s ernst,« sagte er vor sich hin, »dem ist’s bitter ernst, der wird Apotheker.« Der Frühling war vergangen, der Sommer kam mit all der Arbeit, die er auf dem großen Bauernhof bringt.
Die willst du mitnehmen? O Bub, da wirst du ausgelacht!« sagte die Mutter. Hermann stand betroffen. »Deshalb habe ich sie doch gesammelt all die Monate. Wenn ich die nicht zeige, weiß ich nicht, warum er mich annehmen sollte, darauf habe ich meine ganze Hoffnung gesetzt.« »So laß ihn’s mitnehmen,« sagte Hollwanger zu seiner Frau. »Jeder hat seine eigene Art.
Hermann schlief schon längst, als noch zwei Paare beisammen saßen und über ihn sprachen: daheim die Eltern und hier der Apotheker und seine Frau. »Hast du dem Apotheker nicht gesagt, wie viel unser Hermann schon studiert hat auf seinen Beruf?« fragte Frau Hollwanger ihren Mann. »Nein, ich kann doch nicht mein eigen Kind anpreisen.«