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Aktualisiert: 6. Juni 2025
Georg Mathys erzählte, daß er noch immer nicht nach Hochlinden zurückgekehrt, daß der Prozeß gegen ihn anhängig gemacht sei, daß er in menschenmeidender Einsamkeit von Ort zu Ort reise und Briefe voll bitterer Anklagen schreibe. Er, Mathys, besitze eine Anzahl solcher Episteln und habe jede ausführlich beantwortet.
Zu seiner eigenen Verwunderung stand er überhaupt Fink voller Kritik und abwartender Ruhe gegenüber, als ob nicht fünf Wochen, sondern ebensoviel Jahre seit ihrem Zusammensein in Hochlinden verflossen wären und er den andern währenddessen weit hinter sich gelassen hätte. Trotzdem hielt er sich zu ihm. Trotzdem ließ er sich bereden, jede freie Stunde mit ihm zu verbringen.
Auch darin habe ich dir beigestimmt, umsomehr, als ja deine Anschauung durch die Lehren großer Denker bestätigt wird. Alles das hindert nicht, daß meine Natur unterliegt. Ich habe mit mir gerungen, hart gerungen, schon in Hochlinden, obwohl deine Nähe den beginnenden Aufruhr immer wieder im Zaum gehalten hat.
Zufällig war Georg Mathys auf Ferienbesuch bei seinen Eltern. Er war seit einem Jahr Zögling in Hochlinden. Die Mathys, weltberühmte Seidenweber, im Besitz des Privilegs seit 1560, waren als Familie ebenbürtig. Nach ihrer Meinung sich zu richten, ihren Rat zu befolgen, lag nahe und war klug. Die Auskunft beseitigte jedes Bedenken.
Nach mancherlei Umfragen wollte sich die Ratsherrin für die Schulgemeinde Hochlinden entscheiden, die sich durch ihre landschaftliche Lage in einem Tal des südlichen Schwarzwaldes empfahl; aber gutmeinende Bekannte warnten vor den extrem modernen Ideen, die dort im Schwange seien, und hauptsächlich vor dem Leiter der Anstalt, Doktor von der Leyen, der in pädagogischen Fragen als gefährlicher Fortschrittler galt.
So geschah es auch am dritten Tag, nachdem der Präfekt Rottmann Hochlinden verlassen hatte; es war wolkenloser Himmel, und Lucian hatte beschlossen, die Geschichtsstunde mit einer Wanderung gegen den Belchen zu verbinden. Die vierzehn Zöglinge umgaben ihn wie junge Paladine; Georg Mathys mit dem gelassenen Schritt ging an seiner Rechten, Peter Ulschitzky zur Linken.
Da er die Prüfungen bereits im Frühjahr abgelegt und bestanden hatte, war es nur die Neigung zum Lehrberuf, Interesse an organischer Entwicklung des Geistes, die ihn an Hochlinden fesselten.
Unmöglich, er könne sich nicht entziehen, man habe eine kleine Feier veranstaltet, Kameraden kämen aus Hochlinden herüber, Georg Mathys unter anderm, vielleicht sogar Lucian, sicher Lucian auch, er habe telegraphiert, wie solle er sich da ausschließen ohne triftigen Grund? »Nun ja, wenn dem so ist«, sagte Dorine langsam.
Er war schlank, groß, hatte etwas Sanftes im Wesen und sehr schöne Augen mit langen Wimpern. Es war leicht, sich in Hochlinden einzuleben. Unbefangenes Entgegenkommen streifte dem Schüchternsten die Fessel ab. Die Freiheit der Gebärde verwunderte Dietrich mehr als die des Wortes. Er mußte jedesmal eine Hemmung überwinden, bevor er gelockert und gleichgestimmt war.
Wenige können sich verwandeln. Verwandlung erschüttert das Herz. An einem jener Diskussionsabende, die zu den Einrichtungen in Hochlinden gehörten, hielt Doktor von der Leyen eine Rede, worin er mit der Unwiderstehlichkeit und polemischen Kraft seiner Beweisführung entwickelte, daß der Kultus, den die Gesellschaft den geistigen Heroen weihe, auf fortwuchernder Lüge beruhe.
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