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Aktualisiert: 9. Mai 2025
Die Ihrigen hatten sie beschimpft wie eine Ehrlose, der Vater hatte sie geschlagen, aber nun kam sie von einem Haus der Toten und Todgeweihten; der Liebeswille hatte sie getrieben, den schauerlichen Gang übers Tal zu wagen, und da stand sie, flüchtig und zitternd, dennoch beglückt. »Wir wollen uns ein Zeichen geben«, schlug sie vor; »wenn die Nacht kommt, steckst du eine brennende Fackel übers Dach, ein gleiches will auch ich tun, so wissen wir doch täglich voneinander, daß wir leben«. Franz war damit einverstanden; die Häuser beider Familien waren so gelegen, daß ein Feuersignal von einem zum andern wahrgenommen werden konnte.
In der neuen Wohnung war Franz bald zu Hause. Altes Spielzeug, welches Frau Huber noch von ihren Kindern her aufgehoben hatte und immer um die Weihnachtszeit zur Erinnerung hervorholte, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Zu jung, um ein gutes Gedächtnis zu haben, lebte er ganz in der Gegenwart. Mit Vorliebe bestieg und tummelte er das Steckenpferd, und da die Kindertrompete den Ton verloren hatte, so schrie er ihn in sie hinein, und mit Begeisterung blies er das Wiener Feuersignal, wie er es in jener schaurigen Dezembernacht gehört hatte. Marie dagegen, älter, gescheiter und schon des Lesens kundig, ward immer stiller und nachdenksamer. Eines Abends war ihr von der brennenden Kerze ein Funke auf den Rücken der Hand gefallen; sie ließ ihn ruhig und ohne einen Augenblick zu zucken auf der Haut verglimmen und sann nach über den Schmerz, den es verursachte, und dachte an ihre Mutter, die nicht zurückkehren wollte. Das Mädchen kränkelte innerlich; ein Licht konnte sie erschrecken, das Prasseln eines Zündhölzchens konnte ihr Angst einflößen. Endlich machte sie ein Traum ruhiger und heiterer. Sie war in einem festlich erleuchteten, großen Raume, in welchem viele Menschen saßen. Plötzlich war der Raum von Flammen erfüllt, daß man vor Helle nicht mehr sah, und ebenso plötzlich trat einen Augenblick nachher eine so tiefe Finsternis ein, daß das Feuer aus den Augen zu fahren schien. Marie fühlte sich von einer oft stockenden Menschenströmung fort- und abwärts, dann wieder aufwärts getragen. Als sie dann einen engen, finstern Gang entlang ging – und die Finsternis wurde dick, wie zum Greifen – hörte sie etwas, das das Ohr vor Entsetzen kaum zu fassen vermochte: ein Stöhnen und Wimmern, als ob Tausende hingewürgt würden. Sie ging langsam weiter, wie wenn Blei in ihren Gliedern wäre, denn es biß wie unendlicher Rauch in die Augen, und die Luft war schwer und säuerlich und trieb den Atem in die Brust zurück. Am Ende des Ganges schlug ihr himmelhohe Feuerlohe entgegen, und als sie, sich versengt fühlend und am ganzen Leibe glühend, eben sich zurückwenden wollte, hörte sie eine Stimme, die süßer klang, als keine auf der Welt. Sie rief sie mit Namen: »Marie! Marie!« Und Marie eilte durch die Flammen, sah vom Feuer umgeben die Mutter, stürzte sich in ihre ausgebreiteten Arme, und als das Kind in den Mutterarmen lag, fächelten die Flammen ihr Kühlung zu, und nichts brannte, als der süße Mutterkuß auf dem Munde des armen und seligen Kindes
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