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Am nächsten Sonntag eilte er per Bahn nach der Hauptstadt, nachdem er ein Fünfmarkstück wie gewohnt in Empfang genommen hatte. Es war schönes, heißes Wetter, und die Eisenbahnfahrt ging den blauleuchtenden See entlang. Schon beim Aussteigen aus dem Wagen kam ihm die früher so wohlbekannte Stadt ganz fremdartig vor. Wie doch eine verhältnismäßig nur kurze Abwesenheit einen Ort umgestalten und ganz anders färben konnte; er hätte das nie für möglich gehalten. Es kam ihm alles so klein vor. Am Quai, längs des Seeufers spazierten im grellen Mittagssonnenschein eine Menge Menschen. Was für ganz fremde Gesichter! Und so arm erschienen Joseph alle diese Menschen. Freilich waren es ja Leute aus dem dürftigen, arbeitenden Volk, keine Herren und Damen, aber etwas Kümmerliches, das nichts mit der Dürftigkeit der wirtschaftlichen Armut zu tun hatte, wob sich um dieses ganze, helle Spaziergängerbild. Es war nichts anderes als die Fremdheit, die Ungewohntheit, die ihm entgegenblendete, und er fühlte es auch und sagte sich, daß, wenn einer bereits seit Wochen in der Toblerschen Villa lebe, er nicht nötig habe, sich über den Anblick eines Städtebildes und dessen Entfremdung zu verwundern. Bei Toblers gäbe es eben dickere, rötere Gesichter und festere Hände und ein gewichtigeres Auftreten, als wie man es hier in der leichten Stadt sähe, wo die Menschen nur zu bald mager und unscheinbar von Aussehen werden. Das Kleine und Enge sei immer eine ziemlich große und bedeutende Welt für sich, sobald man eine Zeitlang in nichts anderes mehr hineingeschaut habe, während gerade umgekehrt das Weite und wirklich Bedeutende anfangs klein und unansehnlich erscheine, weil es gar zu verbreitet, ausgedehnt und luftig sei. Im Toblerschen Haus herrsche eben von Anfang an eine gewisse kleine Dicke und Fülle, und die habe stets viel auf sich und bestricke sogleich, wogegen die Freiheit und die Weitschweifigkeit mit ihren breiten und auseinandergezogenen Rundsichten scheinbar erkälten, weil sie nach nichts Festem ausschauen. Das wirklich Wohltuende sei immer so bescheiden von Ansehen, während wiederum das Toblersche oder Tyrannische manches Gemütliche und Herzliche an sich habe, das einem aus Turmzimmern und dergleichen verlockend und vielversprechend entgegenkomme. Das irgendwo Gefesselt- und Gebundensein sei zuweilen wärmer und reicher voll zärtlicher Heimlichkeiten als die offene, Tür und Fenster der ganzen Welt offenstehen-lassende Freiheit, in deren hellen Räumen den Menschen oft nur zu bald grimmige Kälte oder drückende Hitze anfahre, aber die Freiheit, die er, Joseph, meine, du liebe Zeit, das sei doch am Ende das Schicklichste und Schönste und enthalte unsterblichen Zauber.