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Etwas zu trinken gab es bei Toblers immer noch, behüte! Da war ja erst noch in den letzten Tagen ein kleines Faß voll prächtigen Rheinweines aus Mainz angekommen, eine verspätete, aber deshalb nur um so mehr willkommene Lieferung, die einer Bestellung aus früheren, besseren Tagen entsprechen mochte.

Bald war der ganze Garten gesäubert. »Auch schon wieder eine Arbeit erledigtsagte lachend der Bahnwärter. »Ja junger Herr, es gibt mancherlei Sorten Beschäftigungen, und in allem, was man mit aufrichtigem Bemühen tut, kann ein Stück Ehre liegen. Wenn Sie mir jetzt ein paar von Herrn Toblers Stumpen zum Rauchen geben wollen, so ist mir das nicht unwillkommen.

Dieses mit den Gästen ist Folgendes: Josephs Vorgänger im Amt war ein gewisser Wirsich gewesen. Diesen Wirsich hatten die Toblers sehr lieb gewonnen. Sie erkannten in ihm einen anhänglichen Menschen und schätzten seine Tüchtigkeit hoch. Er war ein exakter Mensch, aber er war es nur in der Nüchternheit. Solange er nüchtern war, verfügte er über fast alle, ja man darf sagen, alle Angestelltentugenden. Er war über die Maßen ordnungsliebend, er besaß Kenntnisse sowohl auf kaufmännischem wie auf dem juristischen Gebiet, er war fleißig und energisch. Seinen Chef wußte er zu jeder Zeit und in beinahe allen vorkommenden Fällen in vertrauenerweckender und überzeugender Weise zu vertreten. Zudem hatte er eine saubere Handschrift. Hell von Verstand und mit lebhaftem Interesse begabt war es diesem Wirsich ein Leichtes gewesen, die Geschäfte seines Brotherrn zu dessen vollkommener Zufriedenheit ganz selbständig zu führen. In der Führung der Bücher war er sogar mustergültig. Alle diese Eigenschaften nun konnten zuzeiten mit einem Mal gänzlich verschwimmen, und zwar in der Trunkenheit. Wirsich war kein junger Mann mehr, er zählte ungefähr fünfunddreißig Jahre, und das ist ein Alter, wo gewisse Leidenschaften, wenn sie der Träger nicht vorher gelernt hat zu bezwingen, ein schreckliches Aussehen und eine furchtbare Ausdehnung anzunehmen pflegen. Der Alkoholgenuß machte jeweils, das heißt von Zeit zu Zeit aus diesem Menschen ein wildes, unvernünftiges Tier, mit dem begreiflicherweise nichts anzufangen war. Mehrfach wies ihm Herr Tobler auch die Tür und befahl ihm, seine Sachen zu packen und sich nie wieder blicken zu lassen. Wirsich ging dann auch, fluchend und Beleidigungen ausstoßend, zum Haus hinaus, kehrte aber jeweils, sobald er wieder er selber geworden war, mit einem zerknirschten Armesündergesicht zu der Schwelle zurück, die nie wieder zu betreten er ein paar Tage vorher im Unfug und Wahnsinn seiner Betrunkenheit heftig geschworen hatte. Und Wunder: Tobler behielt ihn immer wieder. Er hielt ihm bei solcher Gelegenheit je eine gesalzene Strafpredigt, wie man sie auch ungezogenen Kindern gegenüber anwendet, sagte ihm aber dann, er könne dableiben, man wolle über das Vergangene einen Schleier werfen und es nochmals mit ihm probieren. Das geschah vier oder fünf Male. Wirsich hatte etwas Unwiderstehliches an sich. Dies trat besonders hervor, wenn er den Mund zu einer Bitte oder Abbitte auftat. Er erschien in diesem Fall so vollkommen reuig und unglücklich, daß es den Toblers warm und heiß wurde und sie ihm verziehen, ohne daß sie sich Rechenschaft gaben, warum eigentlich. Dazu kam noch der sonderbare, wie es schien, tiefgehende Eindruck, den es Wirsich verstand auf die Personen weiblichen Geschlechtes zu machen. Es ist als ziemlich sicher anzunehmen, daß auch Frau Tobler diesem fremdartigen Zauber, diesem Unerklärlichen, nicht widerstand. Sie respektierte ihn, solange er ruhig und vernünftig blieb, und mit dem Rohling und Wüstling hatte sie ein ihr selber ganz unerklärbares Mitleiden. Schon sein

Sie weinte und sagte, es sei nicht schön, was sie für Unholde von Kindern habe. Dadurch wurde es dem Angestellten recht eigentlich trübe ums Herz: Auf der einen Seite eine weinende und erzürnte Frau, auf der andern Seite ein ironisch winkender und grüßender Kapitalist, und im Hintergrund die Ahnung von der Mißbilligung Toblers.

Er habe sich das jetzt, glaube er, ein für allemal abgewöhnt, so verkommen sei er denn doch noch lange nicht. Wie es bei Toblers stehe? »Nicht gutsagte der Gehülfe, und er erzählte in kurzen Umrissen den Verfall des Hauses. Wirsich solle sich aber hüten, zu plaudern, das seien Geschäftsgeheimnisse und die gingen niemand etwas an.

Man hält die Hand hin, um dich aufzufangen, nicht dich ganz, sondern nur kleine Stücke von dir. Der Kübel, der dich auffangen wollte, müßte breit und groß sein, wie die Erde. Lieber, erster Schnee, schneie! Es macht sich ganz prachtvoll, das weiche Ding, das du da über Toblers Haus und Garten in aller Stille breitest.

Das junge edle Tännchen mußte an Schnüren befestigt werden, damit es in den für sein schlankes und stolzes Wachstum zu niedern Gewölben wenigstens schräg stehen konnte. Es tat dem Gehülfen weh, den Baum derart untergebracht zu schauen, aber, was war da zu machen? Tobler wollte es so, und der Wille Toblers blieb alleinige und unbedingte Richtschnur für das Tun des ersteren.

Welch zarte, beinahe weibliche Handschrift der Mann besaß. Dagegen war die Schrift Toblers wie mit dem Spazierstock gesetzt. Solche schlank- und feinschreibenden Menschen machten einen schon zum voraus große Reichtümer ahnen. So wie dieser Mann schrieben beinahe alle Kapitalisten: exakt und zugleich etwas nachlässig. Diese Handschrift entsprach ganz und gar einer vornehmen und leichten Körperhaltung, einem unmerklichen Kopfnicken, einer ruhigen, sprechenden Handbewegung. Sie war so langstielig, diese Schrift, eine gewisse Kälte strömte sie aus, sicher war er das Gegenteil eines heißblütigen Gesellen, der so schrieb. Diese paar Worte: kurz und artig im Stil. Die Höflichkeit und Bündigkeit erstreckten sich sogar auf das intime Format des blitzsauberen Briefpapieres. Auch noch parfümiert trat dieser Herr Johannes Fischer unbekannterweise auf. Wenn er nur heute nicht kam. Tobler würde das lebhaft bedauern, ja, es konnte geschehen, daß er, toll vor

Während diesen zwei Karzertagen hätte der Gehülfe die schönste Gelegenheit gehabt, über Verschiedenes nachzudenken, über sein bisheriges Leben zum Beispiel, oder über Toblers schwierige Weltlage, oder über die Zukunft, oder über das »Allgemeine Obligationenrecht«, aber er tat es wiederum nicht, er versäumte auch diese kostbare Gelegenheit und begnügte sich, den Späßen und Liedern und Zoten des Schweizers zuzuhorchen, die ihm interessanter erschienen als sämtliche Nachdenklichkeit der neuen und alten Welt.

Der Arzt richtete an den Gehülfen mehrfach Fragen, woher er sei, seit wie lange er in Bärenswil und bei Toblers wohne, und ob es ihm hier oben gefalle usw., und Joseph erstattete Antwort, so ausführlich, als ihm die Zurückhaltung, die Menschen von unstetem Lebenswandel in solchen Fällen immer eigen ist, erlaubte.