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Aktualisiert: 3. Mai 2025
Ich bin gebeten worden, dem Verfasser dieser Zuchthausgeschichten einen Verleger zu verschaffen; der Verleger wünschte dazu ein Vorwort von mir.
Natürlicherweise kommt in Zuchthäusern hinsichtlich des sechsten Gebotes Vieles vor, was man in einer nicht sowohl für Gefängnißkundige als für das größere Publikum bestimmten Schrift nur ungemein gemildert auftischen oder durchaus weglassen muß und eine der größten Schwierigkeiten hinsichtlich dieser Zuchthausgeschichten lag für mich darin, einerseits der objectiven Wahrheit und anderseits dem sittlichen Gefühle nicht allzunahe zu treten.
Damit nun vorliegende Briefe und der Schluß der Zuchthausgeschichten nicht gar zu traurig ausfallen, sind dieselben aus der Zeit genommen, wo der Held derselben nicht mehr in der Zelle zu B. und nicht mehr in dem engen, schwülen Kerker ungläubigen Aberglaubens seufzte, sondern wiederum den Wanderstab ergriffen hatte und wenn nicht im Himmel des Kinderglaubens, doch im Vorparadiese eines durch Nachdenken und Gebet neuerrungenen Glaubens an Christum den Gottessohn und die menschheiterlösende Mission der Weltkirche Jesu Christi weilte.
Von den übrigen Leiden der Gefangenschaft mag sich der Leser dieser Zuchthausgeschichten leicht eine Vorstellung später bilden und weil ich einerseits nicht so unsinnig war, an Erlösung in Folge des Ausbruches einer neuen Revolution, anderseits unsinnig genug, an ein achtjähriges Zuchthausleben ernstlich zu denken, sah ich statt einer erträumten Apotheose schließlich einen nackten Leichnam auf dem fürchterlichen Brette der Anatomie, mein Skelett in irgend einer Nische eines anatomischen Museums neben den Hölzerlipsen und Schinderhansen und im günstigsten Falle mein vergeßnes Grab in einem Kirchhofwinkel.
Erstens erfordert eine lange Geschichte viel Druckpapier, noch mehr Schreibseligkeit und am meisten Geduld beim Leser. Der Herr Verleger besitzt zweifelsohne Papier genug, aber die Zuchthausgeschichten sind schon ihrem Inhalte nach etwas dick und sollen mindestens der Form nach nicht allzudick werden, damit sie sich leichter Platz machen in der elenden Zeit.
Die Zuchthausgeschichten, welche hier vorliegen, halte ich für besser als Auerbachs Dorfgeschichten.
In dieser Frage wird es wohl keinen competentern Schiedsrichter geben, als den, der nicht aus Büchern und kopfloser Sentimentalität spricht, sondern selbst die Sache durchgelebt hat, wie der Verfasser dieser Zuchthausgeschichten.
"Heutzutage gibts doch keine rechten Zuchthausgeschichten mehr!" schreit der Stoffel. "Was der Paule von den alten Zuchthäusern erzählte, habe ich großenteils nicht nur mit angesehen, sondern mitgemacht. In meinen jüngern Jahren war ich auch keiner von den Letzten, aber jetzt bin ich froh, daß die Herren in Carlsruhe, die Beamten und Meister in den Strafanstalten ganz andere und bessere sind.
Damit ist meine Vorgeschichte zu diesen Zuchthausgeschichten einstweilen geschlossen und ich gehe zu letztern selbst über. Einer, der die Welt verbessern helfen möchte und zugleich Einer, der rücksichtslos gegen sich und Andere redet, handelt und schreibt, wo die Interessen der ewigen Wahrheit wirklich oder doch nach meiner inneren Überzeugung im Spiele zu sein scheinen, bin ich geblieben.
Die traurigen Folgen derartigen Geschmackes werden in diesen Zuchthausgeschichten zum Theil am "Duckmäuser" offenbar und zwar weder historisch unwahr noch übertrieben, denn der gute Duckmäuser ist nichts weniger als ein erdichteter Charakter und dessen Geschichte nichts weniger als eine erdichtete Geschichte, was nicht nur schwarz auf weiß sondern mündlich von ihm selbst wie vom alten "Paule" und den meisten in diesen Geschichten vorkommenden Persönlichkeiten, ich möchte sagen bereits von Allen, die noch leben oder nicht nach Amerika auswanderten, bewiesen werden könnte.
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