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Während Bernburger klein war, von verkümmertem Wuchs, mit schwächlichen Gliedmaßen, dabei aber ein ausdrucksvolles Gesicht und unermüdlich kluge, aufmerksame Augen hatte, war =Dr.= von Wydenbruck von großer, schmaler und eleganter Figur und hatte so verfeinerte Züge, daß sie sich bei scharfer Beobachtung ganz zu verflüchtigen schienen.
»Ob es möglich wäre, daß die weggeworfene Zigarette noch in dem Gebüsche läge?« sagte Bernburger, seine Gedanken verfolgend. »Aber wieviel Schnee und Regen ist schon darauf gefallen.« »Warum könnte es nicht auch der mit dem Auto gewesen sein?« wandte =Dr.= von Wydenbruck ein. »Er zeigte unbefangen, daß er es eilig hatte.
Die beiden Herren waren außerordentlich verschieden, aber durch das gemeinsame Interesse für Psychologie, und was damit zusammenhängt, ziemlich vertraut geworden, besonders seit Bernburger, als er infolge von Überarbeitung an nervösen Depressionen litt, sich von =Dr.= von Wydenbruck nach einer eignen Methode hatte behandeln lassen.
Nicht mit Hebeln und Schrauben, wissen Sie, sondern unwillkürlich, wie sich ein Blatt entrollt.« »Ja, ich habe das bemerkt,« sagte =Dr.= von Wydenbruck entzückt, »es ist wundervoll. Sie schaffen gewissermaßen nur die geeignete Atmosphäre, und das Spiel des Lebens entfaltet sich.
Ich lag auf der Folter, während dieser schwerfällige Apparat arbeitete.« =Dr.= Bernburger trocknete seine Hand mit dem Taschentuch ab, wobei seine dünnen Finger zitterten. »Sie glauben also,« fragte =Dr.= von Wydenbruck, »daß der Wunsch des Wiedersehens von Deruga ausging und seinen Grund in der Geldsorge hatte?«
Der Nachtzug nach Wien gehe um acht Uhr. =Dr.= Bernburger hatte der Sitzung in Gesellschaft eines ihm befreundeten jungen Nervenarztes, des =Dr.= von Wydenbruck, beigewohnt und verließ mit ihm zusammen das Justizgebäude.
Deruga hat gemordet, wie ein anderer seine Suppe auslöffelt, beiläufig, beinah mechanisch, und darum hat er keine Spur hinterlassen.« »Sehr fein bemerkt,« lobte =Dr.= von Wydenbruck. »Nur die unbewußten Handlungen sind lebendig und fruchtbar und in ihrer Art fehlerlos und unfehlbar. Ich möchte hinzusetzen, auch tadellos.«
Während Herr =Dr.= von Wydenbruck Verwunderung und Bewunderung ausdrückte, hatte sich der Schwurgerichtssaal gefüllt, und einer von den Geschworenen, Geflügelzüchter Köcherle, fragte den Obmann der Geschworenen, Kommerzienrat Winkler, neben dem er saß, wer die feine Dame mit der langgestielten, goldenen Lorgnette in der ersten Reihe des Zuschauerraums sei.
»Das halte ich für wahrscheinlich,« sagte =Dr.= Bernburger. »Jedenfalls hat der Slowak sie getötet, und der Slowak war Deruga.« »Meiner Ansicht nach,« sagte =Dr.= von Wydenbruck, »lag die magnetische Anziehung zugrunde, die Hysterische verhängnisvoll zueinander zieht. Wie sich auch der Wunsch eingekleidet haben mag, dies muß der Kern gewesen sein.«
»An sich meinetwegen, in bezug auf die Zweckmäßigkeit,« entgegnete Bernburger; »aber das ist jetzt nicht unser Standpunkt. Sonst wäre ja jeder unmoralische Mensch in seinen unmoralischen Handlungen tadellos.« »Ist er denn das nicht?« fragte Wydenbruck. »Aber Deruga,« fuhr er fort, »gehört nach meinem Dafürhalten nicht dahin.