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Aktualisiert: 10. Juni 2025
Das Wiseli stand bleich und unbeweglich vor Schrecken da. »Du mußt dich nicht fürchten, Kleines«, sagte der Vetter-Götti freundlich; »es sind wohl mehr Leute bei uns im Hause als da, aber das ist desto lustiger für dich.« Wiseli legte still seine Sachen zusammen in ein Tuch und knüpfte je zwei Zipfel davon kreuzweis ineinander; dann band es sein Tüchlein um den Kopf und stand fertig da.
"Ja, gern", antwortete es, "und dann sollte ich Ihnen auch noch etwas ausrichten von der Mutter." "Von der Mutter?" fragte der Schreiner Andres erstaunt und ließ die Nelken aus der Hand fallen, die er eben abgebrochen hatte. Wiseli sprang um die Hecke herum und las sie auf.
Damit nahm sie Abschied von Andres; als sie aber schon unter der Tür war, rief er ihr noch einmal ängstlich nach: »Aber nur, wenn es will, das Wiseli, nur, wenn es will; bitte, Frau Oberst!« Sie versprach noch einmal, das Kind sollte nur freiwillig erscheinen, oder dann gar nicht, und verließ das Haus.
"Nein, nein", antwortete Andres, "du hast ja jetzt gearbeitet, und wir wollen nun ein wenig vergnügt zusammen reden, über allerlei." Aber Wiseli war gut geschult worden zuerst in unvergeßlicher Freundlichkeit von der Mutter und dann von der Tante mit Worten, die auch nicht vergessen wurden, vor lauter Furcht, sie wieder zu hören.
"Es wundert mich nur, daß du so zusiehst und kein Wort zum Frieden sagst." rief die Tante dem Wiseli zu, das sich scheu an die Wand drückte und sich kaum zu rühren wagte. Nun wurde der Chäppi in den Stall geschickt, und die beiden anderen liefen ihm nach. "Kannst du stricken?" fragte dann die Tante das Wiseli. Es sagte schüchtern ja, Strümpfe könne es stricken.
Von allen Bäumen pfiffen die Vögel, und das Gras duftete, und in der Sonne leuchteten die roten Margeritli und die gelben Glisserli. Wiseli konnte nicht stille stehen, es war keine Zeit dazu, aber es fühlte wohl, wie schön es war, und lief voller Freuden mittendurch.
Er saß nun den ganzen Tag am Fenster, wo die Sonne hinkam, und schaute dem Wiseli nach auf Schritt und Tritt, so als ob er es gar nie genug sehen könnte, wie es einen Kasten aufmachte und dann wieder zu, und wie ihm unter den Händen alles so sauber und ordentlich wurde, wie er es vorher nie gesehen hatte, oder doch meinte, es nie gesehen zu haben.
Das war jetzt ganz anders, und alles war so anders, sein ganzes Leben vom Morgen bis zum Abend so anders, daß oft beim Erinnern an die Mutter und an die Tage, die es bei ihr verbracht hatte, dem Wiseli das Wasser in die Augen schoß. Und es schnürte ihm so das Herz zusammen, daß es meinte, es könne nicht mehr weiterleben.
Wenn du unterdessen das Wiseli schützen und den rohen Chäppi ein wenig zähmen kannst, ohne selbst dabei roh zu werden, so bin ich ganz damit einverstanden.« Otto beruhigte sich am besten im Gedanken, daß die Mutter doch auch immerfort nach einem anderen Wege für das Wiseli ausschaute.
Das machte das Wiseli dann ganz zuversichtlich und froh, und es wurde nie mehr so unglücklich, wie am ersten Abend auf der Ofenbank, sondern jeden Abend schlief es mit der ganz frohen Zuversicht im Herzen ein: »Er wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann.« So verging der Winter und der sonnige Frühling kam.
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