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Aktualisiert: 3. Juni 2025
Gerade auf diese beiden Bücher legen die Utopier großen Wert; denn wenn sie die Heilkunde auch wohl weniger als alle anderen Völker brauchen, so steht sie doch nirgends in größerer Achtung, und zwar schon deshalb, weil man in Utopien ihre Kenntnis zu den schönsten und nützlichsten Teilen der Philosophie rechnet.
Die Utopier sind nämlich fast alle fest davon überzeugt, daß den Menschen eine unbegrenzte Glückseligkeit bevorsteht. Infolgedessen wehklagen sie stets, wenn jemand krank ist, niemals aber, wenn jemand stirbt; sie müßten denn gerade sehen, wie sich der Sterbende nur mit Angst und Widerwillen vom Leben losreißt.
Zu dem von mir Erwähnten kommt für die Utopier noch die Erleichterung hinzu, daß bei ihnen die meisten unentbehrlichen Gewerbe weniger Arbeit als bei anderen Völkern erfordern.
Das ist die Ansicht der Utopier über die Tugend und das Vergnügen, und, wie sie glauben, kann man keine finden, mit der menschliche Vernunft der Wahrheit näher kommt, es müßte denn sein, daß eine vom Himmel gesandte Religion einem Menschen noch frömmere Gedanken eingibt.
Werden doch bei jedem Lebewesen Habsucht und Raubgier durch die Furcht vor Mangel hervorgerufen und beim Menschen allein außerdem noch durch Stolz, da er es sich zum Ruhme anrechnet, durch ein Prahlen mit überflüssigen Dingen die anderen zu übertreffen; für diese Art Fehler ist in den Einrichtungen der Utopier überhaupt kein Platz.
Anderseits aber machte es nicht weniger Spaß zu beobachten, wie gründlich sie sich in ihrer Hoffnung und Erwartung getäuscht sahen und wie wenig sie den Eindruck machten, mit dem sie gerechnet hatten. Denn in den Augen aller Utopier, nur einige ganz wenige ausgenommen, die bei irgendeiner passenden Gelegenheit ins Ausland gekommen waren, war jener ganze glänzende Aufwand eine Schmach.
Ein angenehmes Leben also, das heißt eben das Vergnügen, sagen die Utopier, stellt uns die Natur selbst gleichsam als Ziel aller unserer Handlungen hin, und ein Leben nach ihrer Vorschrift ist in ihren Augen Tugend. Die Natur aber ruft auch die Menschen auf, sich gegenseitig zu einem Leben in größter Fröhlichkeit zu verhelfen.
Da die Utopier also alle in nützlichen Gewerben beschäftigt sind und diese selbst auch eine geringere Arbeitszeit erfordern, braucht man sich nicht zu wundern, daß bisweilen alle Erzeugnisse im Überfluß vorhanden sind.
Dieser Brauch, den Feind gegen Gebot zu kaufen, den andere Völker als Beweis einer entarteten Gesinnung und als grausame Untat verwerfen, ist in den Augen der Utopier ein hohes Lob.
Wer zur Unzucht verleitet, setzt sich ebenso großer Gefahr aus wie der, der sie begeht. Bei jeder Schandtat kommt nämlich in den Augen der Utopier der bestimmte und wohlüberlegte Versuch der Tat selbst gleich; denn, so meinen sie, was den Versuch nicht zur Tat werden ließ, darf dem nicht zum Vorteil gereichen, an dem es gar nicht gelegen hat, daß der Versuch nicht zur Tat wurde.
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