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Wie stark aber diese Lebensgewohnheiten der Utopier, die von denen der übrigen Völker so sehr abweichen, ihr ganzes Empfinden verändern, ist mir niemals so klar zum Bewußtsein gekommen wie bei einer Gesandtschaft der Anemolier.

Nachdem die Utopier jedoch durch uns von Christi Namen, Lehre, Art und Wundern gehört hatten und ebenso von der staunenerregenden Standhaftigkeit der zahlreichen Märtyrer, deren freiwillig vergossenes Blut so zahlreiche Völker weit und breit zu Christus bekehrt hat, da nahmen auch sie mit einem kaum glaublichen Verlangen seine Lehre an, sei es nun, weil es Gott ihnen mehr im geheimen eingab, oder sei es, weil das Christentum, wie es schien, der bei ihnen selbst am weitesten verbreiteten Lehre am nächsten kam.

Mit solchem Nachdruck rächen die Utopier ein ihren Freunden zugefügtes Unrecht, auch wenn es sich dabei nur um Geld handelt; in ihren eigenen Angelegenheiten dagegen zeigen sie nicht den gleichen Eifer. Wenn sie nämlich einmal irgendwo betrogen werden und eine Einbuße an Geld und Gut dabei erleiden, so gehen sie in ihrem Zorn, vorausgesetzt, daß mit dem Verlust kein Schaden an Leib und Seele verbunden ist, nur so weit, daß sie bis zur Leistung von Genugtuung mit dem betreffenden Volke keinen Handel mehr treiben. Dabei liegen ihnen die Interessen ihrer Mitbürger nicht etwa weniger am Herzen als die ihrer Genossen; über deren Geldverlust aber sind sie trotzdem deshalb aufgebrachter, weil die Kaufleute ihrer Freunde unter der Einbuße schwer zu leiden haben, da diese etwas von ihrem Privatbesitz verlieren, ihren Mitbürgern dagegen nur etwas auf Rechnung des Staates verlorengeht, überdies nur von daheim reichlich vorhandenem und in gewissem Sinne überflüssigem Gut sonst könnte man es ja nicht ins Ausland ausführen

Außerdem sammeln die Utopier an den Küsten Perlen, in gewissen Felsen sogar Diamanten und Karfunkel. Doch suchen sie nicht danach, sondern nur, was sie zufällig finden, schleifen sie. Damit putzen sie ihre kleinen Kinder.

Infolgedessen müssen die Utopier, wenn sie auch im übrigen eingeweiht sind, dennoch bis heute auf den Genuß der Sakramente verzichten, da diese bei uns nur die Priester spenden dürfen.

Die Utopier halten es nämlich für Sünde, den mit Menschenhand zu berühren, und wäre er auch ein noch so schlimmer Verbrecher, der Gott auf eine so einzigartige Weise gleichsam als Opfer geweiht ist. Diesen Brauch können sie leichter einhalten, weil ihre Priester so gering an Zahl sind und mit so großer Sorgfalt ausgewählt werden.

Wenn einer lange öffentlich so redet, nehmen ihn die Utopier fest und stellen ihn vor Gericht, aber nicht wegen Religionsverletzung, sondern wegen Volksverhetzung, und, wenn er für schuldig befunden wird, bestrafen sie ihn mit Verbannung; denn unter ihre ältesten Bestimmungen rechnen sie die, daß niemand von seiner Religion Schaden haben darf.

Gesetze haben die Utopier in ganz geringer Zahl; für Leute von solcher Disziplin genügen ja auch überaus wenige. Ja, das mißbilligen sie vor allem anderen bei fremden Völkern, daß dort nicht einmal eine Flut von Gesetzbüchern und Kommentaren ausreicht.

Kommen sie auf diese Weise nicht weiter, so säen und nähren sie Zwietracht, indem sie dem Bruder des Fürsten oder sonst einem aus dem Adel Hoffnung auf den Thron machen. Wenn die Parteien im Inneren versagen, so wiegeln die Utopier die Nachbarvölker des Feindes auf und verwickeln sie in einen Krieg mit ihm, indem sie irgendeinen alten Vorwand hervorsuchen, woran es ja Königen niemals fehlt.

Die Utopier aber sind im Gegenteil der Meinung, man dürfe niemanden als Feind betrachten, der einem kein Unrecht getan hat. In ihren Augen ist die Gemeinschaft der Natur so gut wie ein Bündnis und bindet die Menschen durch gegenseitiges Wohlwollen stärker und fester aneinander als durch Verträge, durch die Gesinnung stärker und fester als durch Worte. Das Kriegswesen