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Denn wenn es auch für gewöhnlich den Sinn mit Wohlbehagen erfüllt, was ja die Aufgabe des Vergnügens zu sein scheint, so gehen die Utopier doch nicht von ihrer Meinung ab. Der Grund dafür ist nämlich nicht die Natur der Sache selbst, sondern die üble Gewohnheit der Menschen.

Von dem erwähnten Grund und Boden übereignen die Utopier einen Teil denjenigen, die sich auf ihre Veranlassung einer so großen Gefahr aussetzten, wie ich sie weiter oben geschildert habe.

Ebenso wundern sich die Utopier darüber, daß das Gold, das seiner Natur nach so unnütz ist, jetzt überall in der Welt so hoch geschätzt wird, daß der Mensch selbst, durch den und vor allem zu dessen Nutzen es diesen Wert erlangt hat, viel weniger gilt als das Gold selber, und zwar so viel weniger, daß irgendein Dämlack, geistlos wie ein Holzklotz und ebenso schlecht wie dumm, trotzdem eine Menge kluger und braver Diener hat, allein deshalb, weil er zufällig einen großen Haufen Goldstücke sein eigen nennt.

So sind denn die Utopier infolge ihrer wissenschaftlichen Ausbildung erstaunlich begabt für technische Erfindungen, die etwas dazu beitragen, das Leben angenehm und bequem zu machen. Zwei Erfindungen jedoch verdanken sie uns, die Buchdruckerkunst und die Herstellung des Papiers, aber doch nicht uns allein, sondern zu einem guten Teile auch sich selber. Als wir ihnen nämlich die Bücher zeigten, die Aldus auf Papier gedruckt hatte, und ihnen von dem zur Papierfabrikation notwendigen Material und von den Druckverfahren mehr bloß etwas erzählten, statt ihnen die Sache zu erklären keiner von uns besaß nämlich in einer der beiden Künste praktische Erfahrung

Beachte ferner, wie wenig Arbeit zur Anfertigung der Kleidung der Utopier erforderlich ist! Zunächst tragen sie bei der Arbeit einfach Leder oder Felle, die bis zu sieben Jahren halten. Beim Ausgehen ziehen sie einen mantelähnlichem Rock über, der jene gröberen Unterkleider verdeckt. Diese Röcke haben auf der ganzen Insel die gleiche Farbe, und zwar die Naturfarbe des Stoffes. Die Utopier verbrauchen also nicht bloß viel weniger wollenes Tuch, als das anderswo der Fall ist, sondern der Stoff kostet ihnen auch viel weniger. Aber noch weniger Arbeit macht die Herstellung von Leinwand, und deshalb trägt man sie auch noch mehr. Beim Leinen sieht man nur auf Weiße, bei der Wolle nur auf Sauberkeit; feinere Webart wird gar nicht bezahlt. Und während sonst nirgends einer Person vier oder fünf wollene Oberkleider von verschiedener Farbe und ebenso viele Untersachen aus Seide genügen etwas eleganteren Leuten nicht einmal zehn

Alle diese Dinge sind nach Ansicht der Utopier wertlos für die Glückseligkeit, ja sogar ihr im höchsten Grade hinderlich, und zwar deshalb, weil sie die ganze Seele des Menschen, in der sie sich einmal festgesetzt haben, mit einer verkehrten Meinung über das Vergnügen im voraus erfüllen, um für wahre und reine Freuden nirgends Platz zu lassen.

Auflösung und Zerstörung des Familienlebens dieses Idol hirnloser Utopier führt Einzelne dem Zuchthause und Völker dem raschen Untergange entgegen und wo Hurerei und Ehebruch als verzeihliche Schwachheiten betrachtet werden, was bei uns häufig der Fall zu sein pflegt, läßt sich von der Zukunft nicht allzuviel Tröstliches erwarten und Büreaukraten und Polizeimänner sind hierin auch wunderliche Volksdoktoren.

Und nun sieh, wie die Utopier in ihrem Fleiße diese in ihrer Art einzige Gelegenheit ausnutzten! Es gab im ganzen römischen Reiche keine irgendwie nützliche Kunstfertigkeit, die sie nicht von den gestrandeten Fremdlingen erlernt oder die sie nicht, im Besitze der Keime ihrer Kenntnis, weiter ausgebildet hätten.

Wenn sie nämlich über die Glückseligkeit verhandeln, so verbinden sie stets gewisse Grundsätze ihrer Religion mit der Philosophie, die mit Vernunftgründen arbeitet; denn ohne diese Grundsätze ist die Vernunft nach Ansicht der Utopier zu ungenügend und zu schwach, um für sich allein die wahre Glückseligkeit zu erforschen.

Ein Zellengefängniß ist jedenfalls keine Lasterschule, kein Werbeplatz für blutdürstige Utopier und hirnverbrannte Ikarier, wie Gefängnisse anderer Art und hierin liegt ein großer Vortheil für die Gesellschaft, den sie blos deßhalb nicht genügend anerkennen möchte, weil sie ihre wahren Interessen überhaupt gerne vergißt.