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Aktualisiert: 25. Juli 2025
Ich dachte an Traule, das Kind, und wußte, daß sie wieder an die Stätte zurückkehren würde, an welcher ihr Freund den Tod erlitten hatte. Tag für Tag kam sie um die Stunde der Dämmerung zu mir, lehnte sich an meinen Stamm und weinte.
Es war ein seltsames Mädchen, Traule, nach der unser Bach genannt worden ist, sie war anders als alle Mädchen, die ich kennengelernt habe, aber an sie muß ich am meisten denken. Bald darauf kamen die Reiter und Fußleute mit Hunden und Waffen durch das Dickicht und fanden ihren toten Herrn am Bach.
›Höre, Traule,‹ sagte er liebreich zu ihr und sah das Mädchen nicht an, sondern hinaus in die schimmernde Waldweite, ›die Freude und der Schmerz entspringen in unserer Brust der gleichen Quelle, und wenn die Gründe der Tiefen erschlossen worden sind, so strömen die Bäche des Leids wie die der Freude ohne unseren Willen oft gleicherweise hervor.
Die Menschen fühlen, daß wir geduldiger als sie sind, und darum tröstet unser Wesen sie, das nicht, wie das ihre, leicht in Hoffnung oder Angst in die Irre geht. Traule war wunderschön zu schauen, wie überhaupt die Menschen das Schönste und Erhabenste sind, was die Natur hervorgebracht hat.
Jedoch in der Brust des Jünglings, nahe dem Herzen, hatte ein Tatzenhieb des Bären das Blut zum Fließen gebracht, und es rann immer noch in einem feinen roten Bächlein aus der zerstörten Brust in die Blumen, als Traule kam. Die Abendsonne war nun im Haiderot versunken, hinter den Kornfeldern, und der Wald wurde dunkel. Traules schwere Nacht begann.
Einmal hörte ich sie leise des Nachts singen, Sterne schienen, und der Bach zog im weißlichen Dämmerlicht dahin, kühl in seiner gelinden Eile. Traule aber sang: Nimm mir nicht den Schmerz, den laß mich haben. Gib meinem Herzen mehr deiner himmlischen Gaben.
Denn alles Schöne ist so eng mit dem Wahren verbunden, wie das Unwahre mit dem Häßlichen, daran kann niemand etwas ändern, denn es ist so in Gottes Rat bestimmt. Traule war die Tochter eines Jägers, der sein Haus nicht weit von unserer Wiese entfernt stehen hatte, dort wo jetzt das Erlendickicht und die alten Fichten wachsen.
Ich will euch den kurzen furchtbaren Kampf nicht schildern, der nun folgte, und in welchem der junge Mann der Kraft des Raubtiers erlag. Wohl eine Stunde später kam Traule singend den gewohnten Waldpfad entlang, ahnungslos; die Vögel sangen auch in der Abendsonne, die ihr rotes Licht so friedlich auf die Stämme der Waldbäume legte, als gäbe es kein Ungemach, kein Todesringen in der Welt.
Traule lag nachts unter meinen Zweigen auf der kleinen Wiese, am Boden, allein. Was hätte ich nicht getan, um ihr Leid zu lindern, aber ich konnte es nicht, obgleich ich fühlte, daß das Mädchen nur bei mir sein wollte. Ihr Angesicht war schmal geworden, und ihre großen Augen leuchteten zu viel, in unirdischem Schein, mir war angst und weh um Traule.
Da Traule noch nicht kam, warf der Grafensohn sich ins Gras nieder, trank aus der hohlen Hand Wasser und blieb endlich still auf dem Boden liegen, die großen Augen weit und glücklich gegen das Himmelslicht geöffnet.
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