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Aktualisiert: 4. Juni 2025
Die Stadt lag im Schlummer. Die Wachtfeuer der Vorposten glänzten wie herabgefallene Sterne. Spendius, der drei Jahre im Kerker verbracht hatte, kannte die Stadtviertel nur ungenau. Matho meinte, um zum Palaste Hamilkars zu gelangen, müsse man sich nach links wenden und die Straße der Mappalier überschreiten. »Nein!« sagte Spendius. »Führe mich zum Tempel der Tanit!« Matho wollte widersprechen.
Der Tanit Geheimnis kreiste auf dem Grunde eurer Augen, die klarer waren als die Wasserblasen der Ströme.« Und sie rief sie bei ihren Namen, den Namen der Monate: »Sivan, Thammus, Elul, Tischri, Schebar ... O Göttin, erbarme dich meiner!«
Das Volk füllte die Straßen, stieg auf die Dächer und stand in dichten Reihen bis zur Akropolis hinauf. Wie Salambo so das Volk zu ihren Füßen, den Himmel über ihrem Haupte und um sich das unendliche Meer, den Golf, die Berge und den Fernblick in die Binnenländer hatte, da ward sie in ihrem Glanze eins mit Tanit und erschien als Karthagos Patronin, als die verkörperte Seele der Stadt.
Er schien sogar Vergnügen daran zu finden, Salambo durch die Offenbarung einer unerbittlichen Lehre in Verzweiflung zu stoßen, und sie ging trotz der Schmerzen, die er ihrer Liebe zu Tanit bereitete, eifrig darauf ein. Je mehr der Oberpriester an Tanit irre wurde, desto mehr gab er sich Mühe, sich doch seinen Glauben an sie zu wahren. In tiefster Seele hielt ihn die Angst vor späterer Reue fest.
Zuerst zogen die Priester der Kabiren heran, dann die Eschmuns, Melkarths, und alle übrigen Priesterschaften, eine nach der andern, mit denselben Abzeichen und der gleichen Ordnung wie damals beim Opfer. Die Molochpriester kamen mit gesenkter Stirn. Die Menge, von einer Art Reue ergriffen, wich vor ihnen zurück. Die Priester der Tanit aber nahten stolzen Schrittes, Leiern in den Händen.
»Hierher!« flüsterte Spendius. Eine Eingebung leitete ihn. Er zog Matho hinter den Wagen der Tanit, wo eine Spalte, eine Elle breit, die Mauer von oben bis unten durchschnitt. Sie drangen in einen kleinen kreisrunden Saal, der so hoch war, daß man das Gefühl hatte, sich im Innern einer Säule zu befinden. In der Mitte schimmerte ein großer schwarzer Stein, halbkreisförmig wie ein Sessel.
»Auf welche Weise?« fragte der andere, nach Atem ringend. »Schwöre mir, allen meinen Befehlen nachzukommen und mir wie ein Schatten zu folgen!« Matho erhob den Arm gegen den Mond und rief: »Bei der Tanit, ich schwör es dir!« Spendius fuhr fort: »Erwarte mich morgen nach Sonnenuntergang am Fuße der Wasserleitung, zwischen dem neunten und zehnten Bogen.
Spendius suchte mit seinen Augen, die wie Fackeln glühten, bei jedem Schritt die Gebüsche ab. Er ging hinter Matho, die Hände an den beiden Dolchen, die er unter den Armen trug und die ihm, an einem Lederriemen befestigt, von den Schultern herabhingen. Tanit Als sie die Gärten durchschritten hatten, sahen sie sich durch die Mauer zwischen Megara und der Altstadt am Weitergehn gehindert.
Dann erhob er die Augen und schaute empor zu Tanit, deren schmale Sichel am Himmel glänzte. Er fühlte sich stärker als alle Götter und voller Verachtung gegen sie. Die Zurüstungen zum Opfer hatten indessen begonnen. Man entfernte ein Stück aus der Hintermauer des Molochtempels und zog das eherne Götterbild hindurch bis ins Freie, ohne die Asche auf dem Altare zu berühren.
Ihr gelöstes Haar wallte zum Boden herab. So starb Hamilkars Tochter, weil sie den heiligen Mantel der Tanit berührt hatte. Anhang Anmerkungen des Übersetzers Salammbô ist 1862 erschienen. Sie besteht aus 340 Blättern »großen Formats« und trägt auf dem Pappdeckel des Einbandes die Daten »September 1857-April 1852«. Die Kapitelüberschriften fehlen. Die Kapitel sind nur numeriert.
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