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Aktualisiert: 11. Mai 2025
Er schlägt ihn nicht. Mag Vater Barthel neue Pantoffeln besorgen. Er regt sich nicht auf. Dazu ist er nicht da. Früher würde er gekollert haben. Jetzt nicht mehr. Er ist Gottfried Stumpe, dem solche Kleinigkeiten sehr egal sind.
So beschloß der Amtsrichter dreierlei: erstens lieber gar keine, als eine dumme Bemerkung zu machen, sondern zumeist den andern reden zu lassen und ihm zuzustimmen; zweitens ganz leise durchschimmern zu lassen, daß er durch ein ungerechtes Schicksal, vielmehr durch widrige Gegenströmungen ins Dunkle gestellt worden sei und gewissermaßen auch etwas mit der Jurisprudenz zu tun habe; drittens privatim sich als Gottfried Stumpe treuherzig die Sympathie Emanuel Geibels zu erwerben.
Ob nun Fritzchen im Griechischen auf das volle „Genügend“ gekommen war, ob Lenchen während der Ferien zum Großvater reiste, ob der Kollege Neumann sich wirklich den Adlerorden erschlichen hatte, wer Stadtverordnetenvorsteher geworden war, wie die Elektrizitätsaktien standen – ah, kein Wort! Das ging ihn wahrscheinlich nichts an, ihn, den Knecht Gottfried Stumpe.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. – nein, Gottfried Stumpe, hätte nie gedacht, es nötig zu haben, sich um das besondere Wohlwollen eines Bauern Barthel oder einer Frau Susanne bemühen zu müssen. Er verschmäht auch alle Liebedienerei, um sich Vergünstigungen zu verschaffen.
Der Regen spritzt noch immer an die Scheiben. Ein „Sauwetter“ würde er zu Hause sagen, die Gummischuhe anziehen, den Mantelkragen hochschlagen und auf dem schnellsten Wege zur Straßenbahn trachten, um zum Gericht zu fahren. Hier – Gottfried Stumpe – oh weh! Gestern war das Wetter nicht viel besser, und er hat Dünger fahren müssen. Die Arbeit verteilt Vater Barthel.
Und darum wohl hatte er des Dichters Namen für seine Ferien vom Ich gewählt. Die Gegensätze berührten sich auch hier. Diesem Emanuel Geibel begegnete nun Gottfried Stumpe, als er sich an jenem feuchtkalten Herbstmorgen nach der Abgießung „trocken lief“. Die Begegnung war nicht ganz zufällig. Gottfried wußte, daß Emanuel abreiste.
Dann hatten sie sich einander vorbestellt: „Emanuel Geibel vom Sonnenhof – Gottfried Stumpe vom Forellenhof. Freut mich! Freut mich!“ Und am sonnigen Waldrande gesessen und geschwatzt.
Gottfried Stumpe wandte sich zur Seite. Emanuels Seele aber wurde wieder vom Geiste seines Meisters umfangen, und er sagte mit leisem Beben: „Wenn sich zwei Herzen scheiden, Die sich dereinst geliebt, Das ist ein großes Leiden, Wie’s größ’res nimmer gibt; Es klingt das Wort so traurig gar: Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar! Wenn sich zwei Herzen scheiden, Die sich dereinst geliebt.“
Es paßt nicht zu einem, wenn man Gottfried Stumpe heißt. Eigentlich war’s doch schön im Traume, so plötzlich zu Hause zu sein. Wie sie alle zärtlich und besorgt waren und nach den Augen schauten, ob da ein Wunsch abzulesen sei. Hier war das anders, hier hieß es nicht wünschen, sondern gehorchen.
Punkt ein Viertel nach sieben Uhr erklärte Barthel das Frühstück für aufgehoben. Nun gingen alle ihre Wege, die meisten hinauf nach den Badehäusern, um ihre „Anwendungen“ zu machen. Auch Gottfried Stumpe schritt hinaus in den fein sprühenden Regen. Er war sehr schlechter Laune. Was so die Nervösen bekommen! Früher war er auch massiert worden und hatte im Gymnastiksaale turnen müssen.
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