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Das gab Asmus Sempern einen heiligen Mut, und zitternd sprach er: »Fräulein Chavonne – haben Sie mich lieb?« Sie blieb stehen und schien zu wanken. Sie konnte nicht sprechen. Da legte er den Arm um sie, damit er sie stütze, und sprach noch leiser: »Hilde, hast du mich lieb?« Ihr Kopf sank an seine Schulter, und sie sagte: »Ja.«
Aber die Polizei kam ihrer Unentschlossenheit zur Hilfe. Ein Beamter, der Ludwig Sempern freundlich gesinnt war, teilte ihm unter der Hand mit, daß auch sein Sohn Johannes auf der Proskriptionsliste stehe und demnächst »drankomme«. Vielleicht ziehe er es vor, noch vordem auszuwandern. Das gab einen Aufruhr im Hause Semper!
Er war glücklich wegen der »Ehre«. Daß sie ihn sehr genau und sehr andauernd beobachtet haben müsse, darauf verfiel er nicht. Als sie noch sprachen, kam eilends ein Seminarist auf Sempern zu. »Du möchtest mal zu Herrn Doktor Kieselberg kommen.« Doktor Kieselberg hatte den Literaturunterricht; bei ihm hatte Semper die längsten und schönsten Sachen rezitiert.
Er suchte den Herrn auf, nahm die vorschriftsmäßige Haltung ein und sagte: »Darf ich bitten um meine Exerzierpatronen?« Da sah der Herr Schießunteroffizier Asmus Sempern mit einem langen Blick sprachloser Entrüstung an. Endlich aber fand er Worte und sprach den gewichtigen Satz: »Mensch, Sie sind doch ebenso dumm wie frech!«
»Na, nu’ mach flink, Junge, mach flink!« drängte der Hauptlehrer. Lohmann packte widerstrebend seine Sachen und folgte Herrn Drögemüller; aber als er nun Sempern die Hand zum Abschied geben sollte, warf er alles, was er trug, auf den Boden, umklammerte Asmussens Bein und schrie: »Ick will bi di blieben! Ick will bi di blieben!« Asmussen wurde es wunderlich ums Herz.
Asmus wußte noch nicht, daß ein Soldat niemals zuckt. Er wußte freilich auch nicht, wie der Arzt sonst von seinen Schmerzen erfahren sollte, da er weder fragte, noch sich irgendwie auf eine weitere Untersuchung einließ. Er erklärte Sempern für dienstfähig; denn er gehörte zu jenen Militärärzten, die die Krankheiten wegmachen, ehe sie sie erkannt haben.
Er beschwor also Sempern in einer vertraulichen Unterredung, doch ja bis zum mündlichen Examen noch »tüchtig zu repetieren«, damit er die Scharte auswetze. Semper genierte diese Scharte gar nicht; denn er hatte sich längst vorgenommen, später auf eigene Hand Chemie zu treiben; aber er versprach sein Möglichstes.
Der nächste Tag war ein Mittwoch; mit klopfendem Herzen trat er zu den Mansfeld ins Zimmer – sie war nicht da. Ein schlimmes Zeichen. Sonst war sie immer dagewesen. Das Gespräch mit den Mansfeld wollte nicht in Gang kommen. Endlich, nach einer Viertelstunde, die Sempern zu einer Ewigkeit angeschwollen war, trat das Fräulein herein.
Es war in der Anstalt alte Überlieferung: man muß ihn ein paar Minuten kochen lassen, dann wird er genießbar. »Dann müssen Sie die Anstalt verlassen!« stieß der Direktor hervor, kratzte sich hörbar seine silbernen Bartstacheln und durchbohrte Sempern noch drei- bis viermal. Semper sagte nichts. »Wie heißen Sie noch?« Direktor Korn warf einen Blick ins Attest. »Semper?« »Jawohl, Herr Direktor!«
»Schweigen Sie doch!« rief der Pastor zornig, »wie können Sie das wissen?« »Weil ich meinen Freund kenne; dergleichen tut er nicht,« versetzte Asmus als Eideshelfer. »Ich rede überhaupt nicht mehr mit Ihnen!« eiferte Zump gegen Sempern und wandte sich an Morieux. »Und Sie? »Nein,« rief Morieux mit diabolischen Gesichtsverzerrungen, »ich habe gesagt, daß ich nicht die Ehre hätte, Sie zu kennen.«