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Aktualisiert: 3. Mai 2025
Las die Geschichte, die damals durch alle amerikanischen Blätter ging, daß ein deutsches Mädchen einem gewissen Haus im Innern Neuyorks entflohen, indem es am Blitzableiter heruntergeglitten war, daß es halbtot gefunden und ins deutsche Hospital verbracht worden sei. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir damals beisammen gesessen sind, Frau Schäufele und ich.
Nur heißt es dort statt >hier< daselbst, und das ist auch der Grund, weshalb mein Mann keine Stellenangabe wünschte. Aber das war der alten Schäufele gleichgültig. Sie war schon zufrieden, daß der Spruch überhaupt bestehen durfte, und daß sie keinen Namen anzugeben brauchte.
Sie sah gar nicht ordentlich drein, wie sonst, wenn sie zu uns ins Pfarrhaus kam, und mein Annele tat dies denn auch Frau Schäufele gleich mit klaren Worten kund.
Ich konnte nicht einmal den Kopf heben, denn ich wußte, im nächsten Augenblick trifft dich ein Beilschlag ins Genick. Dann saß Frau Schäufele plötzlich neben mir und glättete auf ihren Knien einen Zeitungsausschnitt und einen Brief. Ich hörte sie keuchend atmen, und nun sprach sie.
Mir schien es ein tröstlich und verheißend Gleichnis, aber Frau Schäufele schüttelte den Kopf. Bis zu ihrem Tod hat sich die Mutter mit der Frage gequält, ob ihr Kind wohl von Gott angenommen worden. Als ich sie einmal um dieser Gedanken willen bemitleidete, schaute sie mich fast streng an. >Ich hab' mir das selber eingebrockt, Frau Pfarrer.
Einmal kam Annele mit dem kleinen Ernst zu Besuch. Ich fragte, ob sie Barbara besuchen werde, aber sie verneinte unter Tränen. Da bat ich Frau Schäufele, lieber nichts von meinen Gästen verlauten zu lassen, denn man war nie ganz klar über Barbaras Geisteszustand. Nach Tagen völliger Apathie, in denen sie niemand zu kennen schien, konnte sie plötzlich wieder vernünftig fragen und antworten.
Ich hab' der Barbara nicht die rechte Liebe gegeben, wie sie ein Kind war. Jetzt muß ich nachzahlen. Wir müssen für alles zahlen, Frau Pfarrer.< >Ja,< sagte ich, >für vieles, aber manchmal wird uns auch eine Schuld erlassen. Das wollen wir nicht vergessen, Frau Schäufele.<
Das ganze Anwesen bot einen wenig einladenden Anblick. Frau Schäufele entschuldigte sich zwar wortreich über die augenblickliche Unordnung, aber ich habe, so oft ich auch später wiedergekommen bin, nie etwas anderes vorgefunden. Ein paar größere Kinder machten sich bei meinem Erscheinen eiligst davon, nur die kleine Barbara kam auf mich zu und bot mir ein klebriges Händchen.
Wieder ein tiefer Seufzer, dann, da ihr offenbar nichts Lobenswertes mehr einfallen wollte, wiederholte sie die Worte: >Ich will ihm jetzt danken, weil du so eine nette Mutter bist.< Am nächsten Tag führte ich meinen längst geplanten Besuch beim Nachbar Schäufele aus, und nun wurde es mir klar, warum Annele in einen Lobpreis meiner Tugenden ausgebrochen war.
Ich wollte nicht, daß Frau Schäufele die Nachricht bei uns empfange. Ich meinte, es müsse ihr Wohltat sein, die schützenden Wände ihres Heims um sich zu fühlen. Ich dachte, sie werde sich verkriechen wie ein wundes Tier, werde sich scheuen, ihr Gesicht auf der Straße zu zeigen. So ging ich zu ihr hinüber und setzte mich zu ihr auf die Fensterbank.
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