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Aktualisiert: 21. Juni 2025
So ließ sich denn der Reisende auf den Wogen des schnell strömenden Flusses dahintragen und tröstete sich mit philosophischen Betrachtungen über die zahllosen Trennungen in der Welt und über den Tod, die letzte große Trennung. Aber Ratan hatte keine Philosophie. Sie wanderte ruhelos im Postamt umher, und ihre Tränen flossen unaufhaltsam.
Sie trat leise ein und sah ihrem Herrn schweigend ins Gesicht, seine Befehle erwartend. »Du brauchst dir keine Sorge zu machen wegen meines Fortgehens, Ratan,« sagte er zu ihr, »ich werde meinem Nachfolger sagen, daß er sich um dich kümmert.« Diese Worte waren ohne Zweifel freundlich gemeint, aber ein Frauenherz ist unberechenbar.
Pünktlich kam der Nachfolger an, und nachdem der Postmeister ihm das Amt übergeben hatte, schickte er sich an, abzureisen. Bevor er aufbrach, rief er Ratan und sagte: »Hier ist etwas für dich; ich hoffe, damit kommst du eine kleine Zeitlang aus.« Und damit zog er aus seiner Tasche sein ganzes Monatsgehalt und behielt nur eine geringfügige Summe für seine Reiseausgaben zurück.
= älterer Bruder Auf diese Weise kam Ratan in ganz kurzer Zeit schon bis zu den Doppelkonsonanten. Es schien, als ob die Regenzeit nicht enden wollte. Kanäle, Gräben und Gruben strömten über von Wasser. Tag und Nacht hörte man das Prasseln des Regens und das Quaken der Frösche. Die Dorfstraßen wurden unpassierbar, und man mußte seine Einkäufe in flachen Booten machen.
Man zündet in den Kuhställen Rauchfeuer an, um die Moskitos zu vertreiben. Ratan saß draußen und wartete auf diesen Ruf, aber statt sogleich hereinzukommen, antwortete sie erst: »Haben Sie mich gerufen, Herr?« »Was tust du?« fragte dann der Postmeister. »Ich muß jetzt wohl das Küchenfeuer anzünden«, kam als Antwort zurück.
Ratan hatte, ohne zu klagen, manche Schelte von ihrem Herrn hingenommen, aber diese freundlichen Worte konnte sie nicht ertragen. »Nein, nein!« rief sie, in Tränen ausbrechend, »Sie brauchen niemandem irgend etwas über mich zu sagen; ich will hier nicht länger bleiben.« Der Postmeister war sprachlos. So hatte er Ratan nie gesehen.
Sie fand ihren Herrn auf seiner Matratze ausgestreckt, und in dem Glauben, er schliefe noch, wollte sie schon auf den Zehen wieder hinausschleichen, als sie plötzlich ihren Namen hörte: »Ratan!« Sie wandte sich sogleich um und fragte: »Schliefen Sie, Dada?« Der Postmeister sagte in klagendem Ton: »Ich bin nicht wohl. Fühl' einmal meinen Kopf, ist er nicht ganz heiß?«
Doch Ratan fiel ihm zu Füßen und rief: »Ach nein, Dada, bitte geben Sie mir nichts, kümmern Sie sich überhaupt gar nicht um mich!« Dann lief sie hinaus. Der Postmeister seufzte, nahm seine Reisetasche, hängte seinen Regenschirm über die Schulter, und begleitet von einem Manne, der seinen bunten, mit Eisenblech beschlagenen Koffer trug, ging er langsam nach dem Schiff.
Solche kleinen Erlebnisse wurden in der Erinnerung groß und bedeutungsvoll und verdrängten die größeren. Während sie so plauderten, wurde es oft sehr spät, und der Postmeister fühlte sich zu schläfrig, um noch irgend etwas zu kochen. Dann machte Ratan eilig ein Feuer an und röstete etwas ungesäuertes Brot, das ihnen, zusammen mit den kalten Resten der Mittagsmahlzeit, als Abendessen genügte.
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