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Aktualisiert: 18. Mai 2025
So war das weiße Lamm in grünem Felde ein sehr angebrachtes Wappentier für die friedfertige Stadt, und es gehörte schon die ganze boshafte Niedertracht der Neustädter dazu, zu behaupten, weiland der geistvolle Hohenstaufe Friedrich II. hätte den Waltersburgern das Lamm für ihr Stadtwappen nur darum verliehen, weil er ihre ureigentümliche und unausrottbare Schafköpfigkeit wohl erkannt habe.
Darauf machte ich mir das Vergnügen, zum Neustädter Bahnhof zu gehen und den Zug zu belauern, von dem ich vermutete, daß er Herrn Stefenson mitführen würde. Ich hatte den Zeitpunkt ganz richtig aus dem Kursbuch festgestellt.
Zwar gingen die Neustädter wirklich in die Falle und überfielen Anton zweihundert Meter jenseits der Waldecke, aber die Kerle rissen nicht – wie vorausgesehen – durch die Übermacht erschreckt und ihr böses Gewissen beunruhigt aus, sondern blieben da, und da sie sehr handfeste Burschen waren, verhieben sie die Waltersburger jämmerlich.
Es ist ja nicht nett von Dir, daß Du hinter meinem Rücken ins Lager unseres sogenannten Feindes übergegangen bist. Aber die Sache kann sich noch gut zurechtschieben. Die Neustädter, deren ganzer Sache ich auf die Beine geholfen habe, machen mir schon seit langem das Leben sauer und möchten mich nach und nach übrig machen.
Und als ich am nächsten Morgen nach tiefem Schlaf erwachte, fühlte ich mich gesund und munter, stark genug, dem Leben ins Auge zu schauen und mit Lust und Freude an meinem schönen Werke weiter zu schaffen. Etwa drei Wochen später besuchte mich Stefenson wieder in meinem Arbeitszimmer. Auf dem Tische lag die neueste Nummer der „Neustädter Umschau“.
Dieser Mensch macht die „Umschau“ in der Art, daß er in seiner nüchternen Tagesstunde, die vormittags nach seinem jeweiligen Aufstehen liegt, im Lesesaal des Neustädter Kurhauses den Stoff für die nächste Nummer aus großstädtischen Zeitungen abschreibt. Einen lokalen Teil hat die „Umschau“ kaum; jedenfalls war er stets äußerst jämmerlich.
Wir müssen unser Heim bis zum Gipfel des Berges ausdehnen, sonst spucken uns die Neustädter auf den Kopf.“ „Sie werden den wichtigsten Aussichtspunkt nie hergeben.“ „Trösten Sie sich. Wozu habe ich in der ‚Neustädter Umschau‘ seit drei Wochen Artikel gegen den Weihnachtsberg veröffentlicht?
Ganz kurze Zeit darauf gab es in Waltersburg eine neue Aufregung. Die Neustädter hatten sich für ihr Bad einen Propagandachef engagiert. „Propagandachef!“ – Dieses Wort war in Waltersburg seit Erschaffung der Welt noch nicht einmal ausgesprochen worden. Die Neustädter aber wußten nicht bloß, daß es so etwas gäbe, sie engagierten es sogar. Und der Propagandachef war ein Jude.
Die ‚Neustädter Umschau‘, immer bemüht, ohne nach rechts oder links zu schauen, lediglich der Wahrheit die Ehre zu geben, erklärt: Die gestrige Verhaftung des Waltersburger Knechts ist zu Unrecht erfolgt. Diese Prüfung ist so glücklich ausgefallen, daß Stefan mit Freuden in die irrtümlich verhängte Haft ging. Den Neustädter Behörden zollt er für ihre Gewissenhaftigkeit alle verdiente Anerkennung.
Wie schwer der Reinfall ist, möge folgender Aufschluß bekunden: Mister Stefenson hat der von ihm hochgeachteten Gemeinde Waltersburg, der vielgeschmähten Stadt ‚mit dem weißen Lamm als Wappentier‘, eine Genugtuung geben wollen, indem er die Neustädter Bevölkerung durch ihre eigene Zeitung aufsitzen ließ.
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