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Der Abend kam herbei, die Nacht drohte hereinzubrechen; Philinens Gleichgültigkeit fing an, in Unruhe überzugehen, Mignon lief hin und wider, und die Ungeduld des Kindes nahm mit jedem Augenblicke zu. Endlich, da ihnen ihr Wunsch gewährt ward und Menschen sich ihnen näherten, überfiel sie ein neuer Schrecken.

So wie er durch jenes Manuskript mit dem Hause bekannt worden war, so fand er sich nun auch gleichsam in seinem Erbteile wieder. Nun wuenschte er Mignon zu sehen; die Freundin bat ihn, sich noch so lange zu gedulden, bis der Arzt, der in die Nachbarschaft gerufen worden, wieder zurueckkaeme.

Man warf die Schuld des übeln Ausgangs auf ihn, widersetzte sich an der Türe seinem Eintritt und behauptete: er müsse anderswo unterzukommen suchen. Philinen begegnete man noch schnöder; der Harfenspieler und Mignon mußten auch das Ihrige leiden.

Felix zog sie am Rocke und rief: "Mutter Therese, ich bin auch da!" Natalie stand und sah vor sich hin; Mignon fuhr auf einmal mit der linken Hand nach dem Herzen, und indem sie den rechten Arm heftig ausstreckte, fiel sie mit einem Schrei zu Nataliens Fuessen fuer tot nieder. Der Schrecken war gross: keine Bewegung des Herzens noch des Pulses war zu spueren.

Er spielte mit ihren Haaren und war freundlich. Sie blieb lange ruhig. Endlich fühlte er an ihr eine Art Zucken, das ganz sachte anfing und sich durch alle Glieder wachsend verbreitete. "Was ist dir, Mignon?" rief er aus, "was ist dir?" Sie richtete ihr Köpfchen auf und sah ihn an, fuhr auf einmal nach dem Herzen, wie mit einer Gebärde, welche Schmerzen verbeißt.

Indem man aufpackte und alles zubereitete, sagte Melina: "Es ist mir verdrießlich, daß wir wie Seiltänzer und Marktschreier reisen; ich wünschte, daß Mignon Weiberkleider anzöge und daß der Harfenspieler sich noch geschwinde den Bart scheren ließe." Mignon hielt sich fest an Wilhelm und sagte mit großer Lebhaftigkeit: "Ich bin ein Knabe: ich will kein Mädchen sein!"

Und Mütter fiebern, wie kein Fieber schlägt, Weil ihre Kinder schwer im Schlafe wimmern. Die Mütter hören's, daß man Bretter trägt, Um einen rohen Armensarg zu zimmern. Und unterdessen lauscht die heilige Nacht, Und unterdessen wird das Licht erkoren, Und unterdessen hat die Schönheit acht Auf jede Perle, die der Tau geboren. Mignon.

Streng, scharf, trocken, heftig und in sanften Stellungen mehr feierlich als angenehm zeigte sie sich. Er empfand, was er schon für Mignon gefühlt, in diesem Augenblicke auf einmal. Er sehnte sich, dieses verlassene Wesen an Kindes Statt seinem Herzen einzuverleiben, es in seine Arme zu nehmen und mit der Liebe eines Vaters Freude des Lebens in ihm zu erwecken.

Mignon hatte sich versteckt gehabt, hatte ihn angefaßt und ihn in den Arm gebissen. Sie fuhr an ihm die Treppe hinunter und verschwand. Als die Gesellschaft in die freie Luft kam, merkte fast jedes, daß man für diesen Abend des Guten zuviel genossen hatte. Ohne Abschied zu nehmen, verlor man sich auseinander.

Wilhelm war durch diese Entdeckung sehr unruhig geworden, er gedachte der guten Mignon neben dem schönen Felix auf das lebhafteste, er zeigte seinen Wunsch, die beiden Kinder aus der Lage, in der sie sich befanden, herauszuziehen. "Wir wollen damit bald fertig sein", versetzte Lothario.