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Aktualisiert: 1. Mai 2025
Also galt es dann nur noch, die Hand auch von dem letzten Werk zu lassen, dem Werk, in das er sich so glühend verbissen hatte? Es forderte das letzte Opfer von ihm – und das konnte er nicht bringen. Im Garten stand Rolfers neben dem Tulpenbaum, an dem die Blätterknospen aufbrachen, und sah mit heißen überwachten Augen dem alten Lütje zu, der sorglich die Rosen an neue Stöcke band.
So saßen sie noch eine ganze Weile festverschlungen in der schwülen Sommernacht, schwiegen miteinander oder redeten leise über die Einzelheiten von Marthas Plan. Endlich kehrte Richard in sein Bett zurück und fiel gleich in einen tiefen, schweren Schlaf. Rolfers ging über den Hof in die Scheune. Lütje sollte das Pferd putzen und einspannen.
Am schlimmsten war es immer, wenn am frühen Nachmittag mit Geklirr und Gerassel die altertümliche Postkutsche durchs Dorf wackelte und Lütje geschickt wurde oder er selbst dahin stürmte, die neuen Zeitungen zu holen, und er dann nicht mit Mutter und dem Professor reden konnte über all die ungeheuren Taten, die draußen geschahen, sondern so stumm und abseits stehen mußte.
Immer aussichtsloser schienen ihm die Versuche, kindisch unbehilflich war alles, was er in diesen Wochen und Monden erreicht hatte. Er schämte sich, es dem Licht des Tages zu zeigen, verschloß sorgfältig den Raum vor allen fremden Blicken, ausgenommen denen seines getreuen Lütje, der die gute Eigenschaft besaß, überhaupt nichts zu sehen.
Mit dem alten Lütje hatte er sich schnell angefreundet und ließ sich von ihm nicht nur in holsteinischem Plattdeutsch, sondern auch im Füttern und Aufzäumen der Liese unterrichten.
»Lütje, haben Sie das Atelier wieder zugeschlossen?« fragte Martha. »Nee, der Richard ist noch oben!« »Mein Gott – so lange ... Ich will doch gleich ... Hoffentlich gibt er keinen Unfug an!« rief sie besorgt. »Nee – Unfug macht er nich – der guckt sich bloß die Bilder an,« brummte Lütje. »Laß ihn,« entschied Rolfers. »Er kann ja gar nichts mehr sehen – willst du nicht doch hinaufgehen?«
Weiter wurde nichts über den Fall zwischen ihnen geredet. Martha hatte zu tun mit Schreiben und Katalogisieren und Frachtbriefe ausfüllen. Lütje mußte Kisten zunageln, große und kleine, und sie zur nächsten Bahnstation fahren. Die Laune des Professors war nicht die beste. Unwirsch fuhr er im Haus umher, hatte zu tadeln und zu schelten, wenn etwas nicht so ausgeführt wurde, wie er es wünschte.
»Ich wollte dir den Vorschlag machen, mich für eine Weile zu begleiten.« »Aber der Junge?« »Der kommt natürlich mit!« »Er muß doch in die Schule!« »In der nächsten Stadt ist ein Gymnasium. Lütje fährt ihn hin, bis er die alte Liese selber regieren kann. Der Sohn vom Doktor muß in seinem Alter sein. Die Jungens können sich zusammentun. Das wäre kein Hinderungsgrund.«
Der Professor gab Lütje den Auftrag, den Atelierraum zu heizen. Nach dem Mittagessen sagte er in seiner kurzen Weise zu Richard: »Die Bilder müssen ausgepackt und neuverschickt werden. Du kannst nachher mit hinaufkommen und mir helfen.«
Und er schlenderte hinaus zu seinem Freund Lütje, die Tür mit beträchtlichem Knall zuschlagend. Rolfers trat neben die Mutter und strich leise über ihr Haar. Es war die erste sanfte Berührung, seit sie zusammen hausten. »Geduld, Kind,« sagte er. »Schnell gehen solche Eroberungen niemals. Auf eine gute Portion kindischer Ungezogenheit habe ich mich gefaßt gemacht. Das tut gar nichts zur Sache.
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