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Der Regen prasselte jetzt draußen auf das Tempeldach und auf die ungeheure Holzgalerie vor dem Tempel. Ein Blitz flog herein, und der große goldene Buddha erschien für den tausendsten Teil einer Sekunde hell bis unter das Dach. »Ist es wahr, Gottdachte die Frau, »daß die Wollust den Tempel nicht schändet, so laß den Mann aus Kioto eintreten und mich in Nara hier bei dir wiederfinden

Jeder Gott hat zwanzig bis dreißig Arme, schwingt Speere und Schwerter; und man sagt: sollte Kioto einmal von Feinden angegriffen werden und in höchster Not sein, dann ziehen die fünftausend Götter aus der langen hölzernen Tempelhalle aus und werden die alte Kaiserstadt verteidigen. In diesen Tempel ging die verwitwete Frau am liebsten, denn dort traf sie im Gebet ihren Mann.

Und nachdem sie monatelang in Kioto täglich zu den verschiedensten Stunden den Tempel der fünftausend Genien besucht und täglich den Schützen dort getroffen, umarmt und geliebt hatte, reiste sie nach dem Wallfahrtsort Nara, ohne ihrem Geliebten bei ihrer Abreise ein Wort zu sagen. In Nara war es Hochsommer.

Wir hatten das bis damals in Kioto nicht gewußt. Aber jetzt kennen das Schriftzeichen des Wildgänsefluges von Katata alle Kinder von Kioto, weil alle Maler das Geheimnis hier verbreitet haben, alle, die in Katata waren. Auch der kaiserliche Hof weiß es längst, und die junge Prinzessin ist bereits von dem ganzen Hof als lächerlich erklärt.

Die schwüle Gewitterluft machte die große, dunkle Tempelholzhalle noch dumpfer, und der Geruch des Räucherwerkes und der Geruch der alten sonnengewärmten Holzbalken wurden der knieenden Frau wie eine Last, als ob sich der schwere mächtige Buddha über sie böge. Und sie mußte an den Mann denken, der sie Tag für Tag in Kioto im Tempel der fünftausend Genien umarmt hatte.

Der Mann im Daibutsutempel eben war nicht der Mann aus dem Tempel der fünftausend Genien, den ich wie die Abendröte mit Inbrunst liebe. Er kann nicht zugleich hier und in Kioto sein, wo ich ihn gestern verließ, ohne ihm etwas von meiner Reise nach Nara zu sagenAber sie getraute sich doch nicht, noch einmal zum Daibutsutempel zurückzugehen; und sich zu überzeugen, fehlte ihr der Mut.

»Ich habe zuviel geredet, und das ärgert michsagte Graswürzelein. »Deshalb zerbrach ich den KrugDer Maler verstand sie nicht, reichte ihr ein Geldstück hin und sagte: »Nimm dies einstweilen als Dank für deine Aufklärung. Ich gebe dir später mehr, wenn mir der Kaiser den Wildgänsesaal bezahlt hatUnd Oizo ging und packte seine Zeichnungen ein, um am nächsten Morgen nach Kioto zu reisen.

Die Diele und die Wände im Hause jener Frau wurden düsterrot, als wären sie die uralten, düsterroten Balken des Genientempels in Kioto, als wäre in dem Hause der Frau irgendwo die geheimnisvolle, rote Balkentreppe, wo sie in der roten Tempeldunkelheit, auf der obersten Stufe, hinter dem hohen Geländer, Tag für Tag den Mann treffen könnte, der sie wie das Feuer der Abendröte schnell umarmte und nach der Umarmung wie die Abendröte in das Unbekannte wieder versänke.

Diese Frau reiste öfters im Sommer oder im Frühling zur Kirschblütenzeit nach Kioto oder nach dem Wallfahrtsort Nara oder nach den heiligen Tempeln von Nikko, um dort im Gebet, in den Tempeln, an heiligen Orten ihrem Mann und ihren zwei Söhnen näher zu sein. In Kioto, im Tempel der fünftausend Kriegsgenien, stehen in den zehn langen Reihen je fünfhundert aufrechte goldene Götter.

»O, ihr Götterwünschte die Frau, die Katze über dem Tor betrachtend, »laßt eure Tempelkatze die Augen öffnen und mich ansehen, wenn mein Geliebter in Kioto und jener Mann, den ich in Nara sah, zwei verschiedene Männer sindDie Frau starrte die schlafende Katze an, aber die gemalte Katze hielt die Augen geschlossen und blinzelte nicht. »Ist es möglich, daß ich recht gehabt haben sollte?