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Ingrid war einigermaßen betroffen; Synnöve beugte sich über ihr Strickzeug und zählte die Maschen; plötzlich ließ sie die Arbeit in den Schoß fallen, sah vor sich hin und sagte: "So herzlich vergnügt wie heute bin ich lange nicht gewesen." "Warum?" fragte Ingrid. "Weil er heute nicht in Nordhoug mittanzt." Ingrid hing ihren eigenen Gedanken nach.

Die Ungewißheit drückte sie schwer; Ingrid wollte auch nicht wiederkommen, es mußte also etwas besonderes vorgehen. Sie war abends nicht mehr in der Stimmung zu singen, um das Vieh nach Hause zu locken, und schlief nachts nicht gut, weil ihr Ingrid fehlte. Dadurch war sie am Tage müde, und somit wieder ihr Herz nicht gerade leichter.

"Dort geht Ingrid", sagte er. Kaum hatte die Mutter das gehört, so stand sie gleichfalls auf und lief schnell aus der Stube.

Am nächsten Sonntag wollte Thorbjörn nicht in die Kirche, und als er am folgenden Tage in die Pastorstunde sollte, stellte er sich krank; deshalb ging Ingrid allein. Bei ihrer Rückkehr fragte er sie, was Synnöve gesagt habe. "Nichts." Als er nun wieder mitging, glaubte er zu bemerken, daß alle Leute ihn ansähen und die Konfirmanden grinsten und kicherten.

"Es ist mir weiter nicht angenehm, daß Ingrid immer bei ihr sitzt", sagte sie. "Synnöve hat ja fast keine Menschenseele, mit der sie reden kann." "Sie hat uns." Da blickte Vater Guttorm sie an: "Wir wollen doch nicht zu streng sein." Seine Frau schwieg; nach einer Weile erwiderte sie: "Ich habe es ja auch nicht verboten." Der Vater legte das Buch fort, stand auf und sah aus dem Fenster.

"Ja, es sollen Mädchen dort sein, die ihn gern haben möchten", sagte sie. Synnöve öffnete den Mund, als ob sie reden wollte, schwieg aber und zog eine Nadel heraus und eine andere ein. "Thorbjörn möchte wohl selbst gern dort sein, ja, das glaube ich gewiß", fuhr Ingrid fort.

Als sie nun fertig waren, gingen sie hinaus und setzten sich, um auf die Kühe zu warten; und als sie dasaßen, fragte die Mutter nach Ingrid; sie wollte wissen, ob sie nicht bald wieder heraufkomme. Synnöve wußte nicht mehr darüber als die Mutter.

Sie blieben eine Weile stumm; dann sagte Ingrid: "Das kleine Sankthans-Spiel, das Du ihm geschenkt hast, hängt am Fenster und dreht sich." "Jetzt ist mir alles ganz gleich," sagte Synnöve plötzlich und entschieden; "nichts auf der Welt soll mich von ihm trennen; es mag kommen, wie es will." Ingrid war sehr befangen. "Der Doktor weiß noch nicht, ob er wieder ganz gesund wird", flüsterte sie.

"Nein, der Weg war zu kurz", antwortete er; aber ging so schnell, als ob er nichts mehr hören wolle. "Na?" sagte Sämund und sah vom Mittagessen auf, als die Geschwister in die Stube traten. Thorbjörn antwortete nicht; er ging zu der Bank der gegenüberliegenden Wand, vermutlich, um seinen Rock auszuziehen; Ingrid ging ihm nach und kicherte.

Er schämte sich recht, kehrte um, ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu und dachte: jetzt will ich sie mal gleich hoch in die Luft schwenken; aber als er bei ihr war, ließ er es lieber bleiben. "Ich gehe zu schnell", sagte er. "Ja, viel zu schnell", antwortete sie. Nun waren sie der Landstraße nahe; Ingrid, die in der ganzen Zeit unsichtbar geblieben, war auf einmal dicht hinter ihnen.