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Aktualisiert: 24. Mai 2025
Endlich war der Schicksalsbrief an Michael Herz geschrieben und abgeschickt, vier Seiten voll von Versprechungen und Selbstanklagen. Vor der Stadtmauer beim Hofgarten war ein Brunnen, aus dem kein Wasser mehr lief. Dorthin eilte Engelhart, wühlte das Gesicht ins Moos, und nachdem er eine Weile geweint hatte, wurde es ruhig in ihm, er legte sich auf den Rücken und studierte die Wolken. Oben auf der Mauer war eine einsame, von Birken- und Ahornbäumen gebildete Allee. Am Tag vor Abels Abreise ging er mit dem Bruder hier spazieren. Der dumpfe Abel hatte keinen Begriff von Reise und Ferne, er freute sich nur, der unerträglichen Tyrannei der Stiefmutter entrinnen zu können. Widerwillig war er mit Engelhart gegangen und fand dessen Fragen und Ratschläge lästig. Sie setzten sich auf eine Steinbank, und Abel sagte gelangweilt: »Du könntest mir wenigstens eine Geschichte erzählen, Engelhart, wie früher, weißt du noch?« – »Schön, ich will dir etwas erzählen,« antwortete Engelhart, »die Geschichte vom ewigen Bräutigam.« Er schaute eine Weile besinnend in die Luft, bis Abel ungeduldig wurde, da fing er an: Es lebte einmal ein ganz gewöhnlicher Hirtenjunge, dessen größtes Vergnügen war es, auf der Erde zu liegen und in die Luft zu gucken. Je nachdem die Sonne sich drehte, drehte er sich mit, daß sie ihm nicht ins Gesicht schien. Wenn man ihn fragte: »Nichts zu tun, Jackele?« so antwortete er: »Alles schon getan,« und sie nannten ihn daher Jackele Katzenpelz. Einmal wurde Jackele mit den Gänsen auf eine Waldwiese geschickt, und als er hinkam, legte er sich gleich auf den Rücken und dachte darüber nach, was wohl hinter dem blauen Himmelsvorhang verborgen sein möchte. Die Zeit verging, und als die Sonne sank, erhob er sich und wollte die Gänse zusammenrufen. Da sah er einen großen rosigen Flamingo, der vom Walde aus auf seine Herde zustolzierte, langsam die Flügel ausbreitete und mit einem hellen Schrei in die Luft flog. Kaum hatten die Gänse den zauberhaften Ruf vernommen, so flatterte eine nach der andern hinauf, und sie zogen in langer weißer Linie zuerst um die Baumkronen und dann in den abendlichen
Füße schritten, die auf Kies nicht treten konnten, Zehen, denen Blumen zu schwer waren, Knöchel so hochgespannte, daß sie die Sandalenschnur verschmähten, Waden, geschwungener als Kallastengel, entfalteter wie Orchideen, Arme, die besser als Vögel schwangen, Hälse kühner als Fliegerkurven gezogen, Achseln, die wie Schwanennester schwebten, Brüste wie Hügel der Bretagne aus der blausten Abendferne, Leiber, die mit der Bewegung der kühnen Gestirne aufzogen, Schenkel, die leichter als die erlesensten Tiere auftraten, Knie, deren Leichtigkeit Reh und Panther und Flamingo verjagte, Hüften, die der Eleganz der Rennmaschinen den Zauber der Erntefelder und Flüsse hinzufügten.
Nicht, dass euer Geschlecht an Höfen höfisch wurde, und ihr lerntet, bunt, einem Flamingo ähnlich, lange Stunden in flachen Teichen stehn. Denn Stehen-können ist ein Verdienst bei Höflingen; und alle Höflinge glauben, zur Seligkeit nach dem Tode gehöre Sitzen-dürfen!
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