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Aktualisiert: 20. Juni 2025
Es flogen Glühwürmer auf, hinter dem Weg schimmerte es goldgelb vom Mond, aus dem Westen brummte dumpf der Donner. Plötzlich sprang Esmee auf, packte blitzschnell mit beiden Händen Engelharts Kopf und biß ihn ins Ohr. Er schrie, sie lief davon, ihr Lachen vermischte sich mit dem Rascheln der Zweige, Engelhart eilte ihr nach.
Engelhart sammelte Steine, oben im Schloß verfolgte er eine Eidechse bis ins Innere eines verfallenen Turms. Nicht mehr so belebt war der Heimmarsch, die Mädchen wurden müde, Esmee klagte über ihre wunden Füße, Engelhart gab sich, wie oft in der Dämmerungsstunde, einer selbstsüchtigen Traurigkeit hin.
Oft geschah es, daß er sich absonderte, wenn die Mädchen und Knaben hinaus in die Wiesen wanderten, doch er ging dann nicht seine eignen Wege, sondern folgte jenen wie ein Spion, verbarg sich hinter Gebüsch, wenn sie rasteten, beobachtete argwöhnisch und erregt ihr Treiben und wandte das Auge nicht von Esmee und ihrem Anbeter.
Es machte Engelhart Kummer, daß er die Abneigung dieser Frau nicht zu besiegen vermochte. Als er eines Mittags bei Schneegestöber das Geschäft verließ, bot eine Blumenhändlerin ihm wie allen Vorübergehenden Veilchen zum Kauf an. Er überlegte im Weitergehen, kehrte um und nahm drei Sträußchen, die er zusammenband. In allem Ernst dachte er, daß er Frau Esmee durch die Blumen milder stimmen könne.
Die jüngste nun, Esmee, hatte etwas Teuflisches für Engelhart; er fürchtete sie, wenn sie an den Sommerabenden auf der Straße wandelten und sich das Mädchen lächelnd an ihn drängte, ihren Arm in den seinen schob und beim Sprechen ihr Gesicht so nahe wie möglich an das seine brachte. Sie war immer von einem einzigen Zustand vollkommen beherrscht, von Wildheit oder Angst, Müdigkeit oder Begierde.
Eines Tages fühlte sich der Buchhalter verpflichtet, seinem Chef die volle Wahrheit über den jungen Ratgeber zu sagen. Um zwölf Uhr ging Engelhart mit Onkel Michael zusammen nach Hause. Es herrschte ein beklommenes Schweigen zwischen ihnen. Auch bei Tische schwieg Michael Herz; Frau Esmee bemerkte, daß er einen starken Kummer in sich hineindränge.
Eines kam zum andern, Michael Herz erkundigte sich bei seinem Geschäftsfreund Freitag; dieser, von Herrn Gallus beraten, wußte nichts Gutes über Engelhart zu berichten und litt außerdem zu der kritischen Stunde an Podagra, was ihn boshaft und menschenfeindlich machte. Noch am selben Tag ließ Frau Esmee Engelhart zu sich rufen; sie lag im Bette, da sie Migräne hatte, und sah verweint aus.
Es kam Farbe in seine Wangen, er verdoppelte seine Schritte und beglückwünschte sich zu dem Einfall. Frau Esmee nahm den Strauß mit unbewegter Miene entgegen, nicht gerade verdrossen, aber doch gelangweilt oder als ob er einen Gegenstand vom Teppich aufgehoben hätte, den sie fallen gelassen.
Was ihm unbewußt dabei vorgeschwebt hatte, geschah; die jüngste Cousine folgte ihm, stellte sich ihm gegenüber und blitzte ihn mit dunkeln Augen schweigend an. Nach einer Weile fragte Engelhart um ihren Namen, den er wohl schon einige Male gehört, aber nicht eigentlich begriffen hatte. Sie hieß Esmeralda, nach der Frau des Onkels Michael in Wien, und man rief sie Esmee.
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