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Aktualisiert: 2. Juni 2025


Und kaum war er allein, so kam es wieder; am Abend floh er aus seinem Zimmer auf die Straße und marschierte weit, bis er zu dem Haus kam, wo Ernestine wohnte. Es beruhigte ihn, zu ihren Fenstern emporzublicken, und das tolle Fieber wich vollends, als er müde war vom Stehen. Wohl bemerkte Ernestine die Veränderung in seinem Wesen, und sie ahnte den Grund.

Ernestine wußte nun um das Unabänderliche, das kommen mußte, und hätte es gerne nicht geschehen lassen, aber es gibt Stunden, wo der Wille wie ein abgeschlagenes Tier müde wird.

Ernestine dachte, daß vielleicht ein Geheimnis auf ihm laste. Sie wünschte, daß der leidenschaftlich verpreßte Mund sich öffnen solle. Freilich wußte sie schon, daß er die Dinge zu schwer nahm und alles zu nahe an sich herantreten ließ, daß er zu bedürftig um die Herzen der Menschen warb und sich wehrlos der umklammernden Verstimmung preisgab, wenn er sich fortgestoßen fühlte.

Das Herz schlug so laut, wie wenn man mit dem Knöchel an ein Brett pocht. Darauf kehrte er von neuem den Kopf gegen die Wand, aber die Stille hatte tausend Zungen und führte Bilder herauf, die vor Scham seine Glieder zittern machten. Mit aller Anstrengung sammelte er die Gedanken und dachte an Ernestine. Da trat sie schon an das Lager, und er küßte sie wie nie zuvor.

Der einäugige Zeis erging sich in erbitterten Anspielungen und konnte seine Wut nicht mehr bemeistern. Er wagte es, Ernestine zur Rede zu stellen; sie fertigte ihn nach Gebühr ab. Darauf machte er sich an den Prokuristen. Herr Gallus war zu hochmütig, um Notiz davon zu nehmen, wenigstens blieb er äußerlich kalt.

Zum erstenmal im Leben durfte er sich aussprechen, mit seinen eignen Worten sprechen, ohne Rückhalt und Bedenken sagen, wie ihm zumute war. Noch nie hatte Ernestine dergleichen gehört; sie war erstaunt. Welcher Trotz, welche Glut!

Er schlug das Anerbieten aus; um acht Uhr er oben alleine, und als er wieder herunterkam, fand er einen Brief von Ernestine, den ein Bote gebracht hatte. »Mein Lieblingschrieb sie, »ich weiß, daß Du unschuldig bist. Du sollst nicht verzweifeln, ich will alles wieder für Dich richten.

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