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Aktualisiert: 27. Juni 2025
Sie hatte dem Klatsch, der über ihre Nachbarin im Umlauf gewesen war, niemals Glauben schenken wollen. Auch die Apothekerskinder kamen mitunter in Justins Begleitung. Er brachte sie in Emmas Zimmer und blieb in der Nähe der Türe stehen, ohne sich zu rühren und ohne ein Wort zu sagen. Oft gewahrte ihn Frau Bovary gar nicht und ließ sich in ihrem Toilettemachen nicht stören.
Das ist ein gutes Zeichen, nicht wahr?« Bei diesen Worten sank der Mann mit einem Ruck in den Sessel zurück, daß die Lehne krachte. »Das hab ich mir gleich gedacht!« bemerkte Bovary, indem er mit den Fingern die angestochne Ader zudrückte. »Erst gehts ganz gut, dann kommt die Ohnmacht, gerade bei solchen robusten Kerlen wie dem da!« Die Schüssel in Justins Händen geriet ins Schwanken.
Ein Chorknabe machte die Runde durchs Kirchenschiff, um Geld einzusammeln. Die großen Kupferstücke klirrten eins nach dem andern in der silbernen Schale. »Schnell weg! Ich leide!« rief Bovary und warf zornig ein Fünffrankenstück hinein. Der Sammelnde bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung. Man sang, man kniete nieder, man richtete sich wieder auf ... Das nahm kein Ende!
»Tatsächlich! Nicht zum Aushalten!« sagte Emma. »Verträgst dus nicht mehr?« fragte Bovary. »Ich ersticke! Wir wollen gehen!« Leo legte ihr behutsam den langen Spitzenschal um. Dann schlenderten sie alle drei nach dem Hafen, wo sie vor einem Kaffeehause im Freien Platz nahmen. Anfangs unterhielten sie sich von Emmas Krankheit.
Obgleich die aufgeschriebenen Preise sehr niedrig waren, konnte die alte Frau Bovary nicht umhin, die Ausgaben unerhört zu finden. »Gings denn nicht auch ohne den Teppich? Wozu mußten die Lehnstühle denn neu bezogen werden? Zu meiner Zeit gab es in keinem Hause mehr als einen einigen Lehnstuhl, den Großvaterstuhl! Die jungen Leute hatten keine nötig.
Selbst der betrübliche Gedanke an Bovary trug in egoistischer Kontrastwirkung unbestimmt zu seiner Freude bei. Die Anwesenheit des berühmten Arztes stieg ihm in den Kopf. Er kramte seine ganze Gelehrsamkeit aus. Kunterbunt durcheinander schwatzte er von Kanthariden, Pflanzengiften, Manzanilla, Schlangengift usw.
Es war der Reklame-Aufsatz, den er für den »Leuchtturm von Rouen« verfaßt hatte. Er brachte ihn, um ihn dem Arzte zum Lesen zu geben. »Lesen Sie ihn vor!« bat Bovary.
Nach einer Weile setzte er einen Brief an seine Mutter auf und bat sie zu kommen. Es fand zwischen beiden eine lange Konferenz Emmas wegen statt. Welche Maßnahmen sollten getroffen werden? Was sollte geschehen? Wo sie jedwede ärztliche Behandlung ablehnte! »Weißt du, was deiner Frau fehlt?« meinte Frau Bovary schließlich. »Eine ordentliche Beschäftigung! Körperliche Arbeit!
Sie wurde ohnmächtig, und abends war die Krankheit von neuem da, und zwar in erhöhtem Grade und mit allerlei Komplikationen. Bald hatte sie in der Herzgegend, bald in der Brust, bald im Kopfe, bald in den Gliedern Schmerzen. Dazu gesellte sich ein Auswurf, an dem Bovary die ersten Anzeichen der Lungenschwindsucht zu erkennen wähnte. Zu alledem hatte der arme Schelm auch noch Geldsorgen.
Romane schmökert sie, schlechte Bücher, Schriften gegen die Religion, in denen die Geistlichen verhöhnt werden mit Redensarten aus dem Voltaire! Armer Junge, das führt zu nichts Gutem, und wer kein guter Christ ist, mit dem nimmt es mal ein schlechtes Ende!« Also ward beschlossen, Emma am Romanlesen zu hindern. Das schien nicht so einfach, aber Mutter Bovary nahm die Sache auf sich.
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