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Aktualisiert: 11. Mai 2025


Siebzehntes Kapitel. So vergingen einige Wochen in dem wundervollen Sommer. Simon hatte den Sommer noch nie so sehr als Wunder empfunden, wie dieses Jahr, wo er vielfach auf der Straße arbeitsuchend lebte. Es kam nichts dabei heraus, trotz den Bemühungen, aber es war wenigstens schön. Wenn er abends durch die modernen, blätterzitternden, schattenhaften, lichterzuckenden Straßen lief, war er immer daran, Menschen ohne weiteres mit törichten Worten anzusprechen, nur um zu erfahren, wie es ihm dabei erginge. Aber die Menschen zeigten alle nur ein verblüfftes Gesicht, weiter sagten sie nichts. Warum sprachen sie den Gehenden und Herumstehenden nicht an, forderten ihn nicht auf, mit dunkler Stimme, mitzukommen, in ein seltsames Haus hineinzutreten, und dort etwas zu tun, was nur müßige Menschen tun, Menschen, die keinen weiteren Lebenszweck im Sinne haben, so wie er, als den Tag vorübergehen und es Abend werden zu sehen, um am Abend Wunderdinge voll Taten zu erwarten? »Ich wäre zu jeder Tat bereit, wenn es nur eine kühne Tat wäre, die eines Unerschrockenen bedürftesagte er zu sich. Stundenlang saß er auf einer Bank und hörte der Musik zu, die aus irgend einem vornehmen Hotelgarten herausrauschte, als ob die Nacht zu leisen Tönen sich umgewandelt hätte. Die nächtlichen Weibsbilder gingen an dem Einsamen vorüber, aber sie brauchten ihn nur schärfer zu beobachten, um sogleich zu wissen, wie es mit des jungen Mannes Kasse stand. »Wenn ich nur einen einzigen Menschen wüßte, den ich um eine Geldsumme angehen könntedachte er. »Meinen Bruder Klaus? Das wäre nicht ehrenhaft; denn ich bekäme das Geld, aber zugleich einen leisen, traurigen Verweis. Es gibt Menschen, die man nicht anbetteln kann, weil sie zu schön denken. Wenn ich nur einen wüßte, an dessen Achtung mir nicht gar so sehr viel läge. Nein, ich kenne keinen. Es liegt mir an der Achtung aller. Ich muß warten. Eigentlich braucht man ja im Sommer nicht viel, aber es wird Winter! Ich habe ein wenig Furcht vor dem Winter. Ich zweifle nicht daran, daß es mir im kommenden Winter schlecht gehen wird. Nun, dann laufe ich im Schnee herum, wenn auch mit nackten Füßen. Was kann daran liegen. Ich laufe solange, bis mir die Füße brennen. Im Sommer ist das Ruhen so schön, das Liegen auf einer Bank unter den Bäumen. Der ganze Sommer ist wie eine erwärmte, duftende Stube. Der Winter ist ein Fensteraufreißen, der Wind und der Sturm blasen und sausen hinein, das macht einen dann sich bewegen. Da wird mir das Faulenzen vergehen. Es soll mir recht sein, was auch immer kommen mag! Wie der Sommer mir lang vorkommt. Erst einige Wochen lebe ich jetzt doch im Sommer, und schon so lang scheint er mir. Ich glaube, die Zeit schläft und dehnt sich im Schlafe aus, wenn man immer denken muß, was machen, um einen Tag lang mit seinem bißchen Geld auszukommen. Auch glaube ich, die Zeit schläft und träumt im Sommer. Die Blätter an den hohen Bäumen werden immer größer, in der Nacht lispeln sie, und am Tage schlafen sie unter dem heißen Sonnenschein. Ich zum Beispiel, was tue ich? Ich liege ganze Tage, wenn ich keine Arbeit habe, bei geschlossenen Läden im Bett, in meinem Zimmer, und lese beim Schein einer Kerze. Kerzen riechen so entzückend, und wenn man sie ausbläst, fließt ein feiner, feuchter Rauch durch das dunkle Zimmer, und es ist einem dann so ruhig zumute, so neu, wie einem Auferstandenen. Wie komme ich dazu, meine Miete zu bezahlen? Morgen müßte ich es tun. Die Nächte sind so lang im Sommer, weil man den Tag verbummelt und verschläft, und, sobald es Nacht wird, aus allerlei Sumsum und Wirrwarr aufwacht und zu leben anfängt. Es würde mir jetzt wie eine Sünde vorkommen, wenn ich nur eine einzige Sommernacht verschliefe. Überdies ist es zu schwül zum Schlafen. Im Sommer sind die Hände feucht und blaß, als spürten sie die Kostbarkeit der duftenden Welt, im Winter sind sie rot und dick, als wären sie über die Kälte zornig. Ja, es ist so. Der Winter macht einen zornig umherstampfen, im Sommer wüßte man nicht, worüber man zornig sein sollte, als vielleicht über den Umstand, daß man seine Miete nicht zu bezahlen imstande ist. Aber das hat mit dem schönen Sommer nichts zu tun. Ich bin auch nicht mehr zornig, ich glaube, ich habe das Talent verloren, mich zu erzürnen. Es ist Nacht, und der Zorn, das ist etwas so Taghelles, Rotes, Feuriges, wie nur irgend etwas sein kann. Morgen werde ich mit meiner Wirtin reden

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