Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 26. Juni 2025
Törleß wußte um all dies, aber er verstand es nur bis zu einem gewissen Punkte. Er war einige Male sowohl Reiting als Beineberg auf ihren eigenwilligen Wegen gefolgt. Das Ungewöhnliche daran hatte ihm ja gefallen.
Seine Stimme vibrierte. »Und ... hast du gesehen?« »Ja.« »Und ... wie war Basini?« Aber Beineberg schwieg und wieder hörte man nur das unruhige Knistern der Zigaretten. Erst lange nachher begann Beineberg wieder zu sprechen. »Ich habe mir die Sache hin und her überlegt und du weißt, daß ich darin ganz besonders denke. Was zunächst Basini anlangt, meine ich, daß um ihn in keinem Falle schade wäre.
Er dachte an Beineberg; wie sonderbar doch dieser Mensch war! Seine Worte würden zu einem zerbröckelnden indischen Tempel gehören, in die Gesellschaft unheimlicher Götzenbilder und zauberkundiger Schlangen in tiefen Verstecken; was sollten sie aber am Tage, im Konvikte, im modernen Europa? Und doch schienen diese Worte, nachdem sie sich ewig lange, wie ein Weg ohne Ende und Übersicht in tausend Windungen hingezogen hatten, plötzlich vor einem greifbaren Ziele gestanden zu sein
In dieser Stimmung traf ihn Beineberg. »Nun Törleß, wie war's gestern beim Professor?« Sie saßen allein in einer Fensternische und hatten den breiten Kleiderständer, auf dem die vielen Mäntel hingen, vorgeschoben, so daß von der Klasse nur ein auf- und abschwellendes Summen und der Widerschein der Lampen an der Decke zu ihnen drang. Törleß spielte zerstreut mit einem vor ihm hängenden Mantel.
Die beiden standen noch immer bewegungslos. »Hast du sie erkannt?« flüsterte Beineberg; »es war Božena.« Törleß gab keine Antwort; er horchte, ob der Betrunkene nicht wiederkehre. Dann wurde er von Beineberg vorwärts geschoben. Mit raschen, vorsichtigen Sätzen waren sie an dem Lichtschein, der keilförmig durch die Fenster des Erdgeschosses fiel, vorbei in dem dunklen Hausflur.
Während der nächsten Tage schien die Angelegenheit beinahe vergessen zu sein. Reiting war außer im Unterrichte und beim Speisen kaum zu sehen, Beineberg war schweigsamer denn je und Törleß schob es immer wieder hinaus, über die Geschichte nachzudenken. Basini bewegte sich unter den Kameraden, als wäre niemals etwas vorgefallen.
Trotzdem blieb er wie festgebunden auf seinem Platze sitzen. Mit jeder Einzelheit, deren er sich erinnerte, wuchs nämlich neben der Scham auch eine Kette häßlicher Gedanken in ihm groß. Sie hatte begonnen, als Beineberg die Erläuterung zu Boženas Gespräch gab, worauf Törleß errötet war.
Alle versammelten sich hinten bei den Kästen; dann wurde Basini vorgerufen. Beineberg und Reiting standen wie zwei Bändiger zu seinen Seiten. Das probate Mittel des Entkleidens machte, nachdem man die Türen verschlossen und Posten ausgestellt hatte, allgemeinen Spaß. Reiting hielt ein Päckchen Briefe von Basinis Mutter an diesen in seiner Hand und begann vorzulesen. »Mein gutes Kind
Denn, wem es ganz gelingt, seine Seele zu schauen, für den löst sich sein körperliches Leben, das nur ein zufälliges ist; es steht in den Büchern, daß solche direkt in ein höheres Reich der Seelen eingingen.« Beineberg sprach völlig ernsthaft, mit verhaltener Erregung.
Die Magerkeit des Körpers, Beineberg selbst pflegte die stahlschlanken Beine homerischer Wettläufer als sein Vorbild zu preisen, wirkte auf ihn durchaus nicht in dieser Weise. Törleß hatte sich darüber bisher noch nicht Rechenschaft gegeben und nun fiel ihm im Augenblicke kein befriedigender Vergleich ein.
Wort des Tages
Andere suchen