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Gleichwohl war die Bestuerzung in der Stadt, ueber das Dasein des rasenden Mordbrenners, und den Wahn, in welchem derselbe stand, dass der Junker in Leipzig sei, unaussprechlich; und da ein Haufen von hundert und achtzig Reisigen, den man gegen ihn ausschickte, zersprengt in die Stadt zurueckkam: so blieb dem Magistrat, der den Reichtum der Stadt nicht aussetzen wollte, nichts anderes uebrig, als die Tore gaenzlich zu sperren, und die Buergerschaft Tag und Nacht, ausserhalb der Mauern, wachen zu lassen.

Unter diesen Umstaenden uebernahm der Doktor Martin Luther das Geschaeft, den Kohlhaas, durch die Kraft beschwichtigender Worte, von dem Ansehn, das ihm seine Stellung in der Welt gab, unterstuetzt, in den Damm der menschlichen Ordnung zurueckzudruecken, und auf ein tuechtiges Element in der Brust des Mordbrenners bauend, erliess er ein Plakat folgenden Inhalts an ihn, das in allen Staedten und Flecken des Kurfuerstentums angeschlagen ward: "Kohlhaas, der du dich gesandt zu sein vorgibst, das Schwert der Gerechtigkeit zu handhaben, was unterfaengst du dich, Vermessener, im Wahnsinn stockblinder Leidenschaft, du, den Ungerechtigkeit selbst, vom Wirbel bis zur Sohle erfuellt?

Wer kein Geld hat, um ein Feuerwerk abbrennen zu sehen, zündet seine Hütte oder die eines Andern an und erhält die schreckliche Strafe eines Brandstifters oder Mordbrenners!"

Ein Faustschlag des hinter ihm gehenden Mordbrenners reichte wohl hin, das durch längere Gefangenschaft und andere Dinge erschöpfte Affengesicht zu zermalmen.

Diesem wuerdigen Herrn, der schon durch seine blosse Gegenwart dem Volk Ehrfurcht und Gehorsam einzufloessen gewohnt war, war es, gleichsam zum Ersatz fuer die fehlgeschlagene Unternehmung, von welcher er zurueckkam, gelungen, dicht vor den Toren der Stadt drei zersprengte Knechte von der Bande des Mordbrenners aufzufangen; und da er, inzwischen die Kerle vor dem Angesicht des Volks mit Ketten belastet wurden, den Magistrat in einer klugen Anrede versicherte, den Kohlhaas selbst denke er in kurzem, indem er ihm auf die Spur sei, gefesselt einzubringen: so glueckte es ihm, durch die Kraft aller dieser beschwichtigenden Umstaende, die Angst des versammelten Volks zu entwaffnen, und ueber die Anwesenheit des Junkers, bis zur Zurueckkunft des Eilboten aus Dresden, einigermassen zu beruhigen.

Er erteilte dem Herrn Otto von Gorgas einen schweren Verweis, wegen der zweideutigen und unueberlegten List, die er angewendet, um des Mordbrenners aus der Gegend von Wittenberg loszuwerden; und niemand beschreibt die Verwirrung, die ganz Sachsen und insbesondere die Residenz ergriff, als man daselbst erfuhr, dass, auf den Doerfern bei Leipzig, man wusste nicht von wem, eine Deklaration an den Kohlhaas angeschlagen worden sei, des Inhalts: "Wenzel, der Junker, befinde sich bei seinen Vettern Hinz und Kunz, in Dresden."

Denn die Landesregierung, bei welcher die Buergerschaft von Dresden, in einer dringenden Supplik, unmittelbar eingekommen war, wollte, vor Ueberwaeltigung des Mordbrenners, von dem Aufenthalt des Junkers in der Residenz nichts wissen; vielmehr verpflichtete sie den Landvogt, denselben da, wo er sei, weil er irgendwo sein muesse, mit der Macht, die ihm zu Gebote stehe, zu beschirmen: wogegen sie der guten Stadt Wittenberg, zu ihrer Beruhigung, meldete, dass bereits ein Heerhaufen von fuenfhundert Mann, unter Anfuehrung des Prinzen Friedrich von Meissen im Anzuge sei, um sie vor den ferneren Belaestigungen desselben zu beschuetzen.

Aber alles, was sie bei der gaenzlichen Verwuestung des Platzes, und der Niedermetzelung fast aller Einwohner, erfahren konnten, war, dass ein Knecht sie, von den flachen Hieben des Mordbrenners getrieben, aus dem brennenden Schuppen, in welchem sie standen, gerettet, nachher aber auf die Frage, wo er sie hinfuehren, und was er damit anfangen solle, von dem grimmigen Wueterich einen Fusstritt zur Antwort erhalten habe.