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Nur Frau Permaneder mit Erika Weinschenk und der kleinen Elisabeth, Christian, Klothilde, die Klosterdame und Mademoiselle Weichbrodt waren gebeten, welch letztere ja nicht abließ, am fünfundzwanzigsten in ihren heißen Stübchen die übliche, mit Unglücksfällen verbundene Bescherung abzuhalten.

»Tom«, sagte sie und gewann ihrer Stimme, die die Tränen zu ersticken drohten, eine leise, rührende Festigkeit ab. »Du weißt nicht, wie mir zumute ist in dieser Stunde, du weißt es nicht. Es ist deiner Schwester nicht gut ergangen im Leben, es hat ihr übel mitgespielt. Alles ist auf mich herabgekommen, was sich nur ausdenken ließ ... ich weiß nicht, womit ich es verdient habe. Aber ich habe alles hingenommen, ohne zu verzagen, Tom, das mit Grünlich und das mit Permaneder und das mit Weinschenk. Denn immer, wenn Gott mein Leben wieder in Stücke gehen ließ, so war ich doch nicht ganz verloren. Ich wußte einen Ort, einen sicheren Hafen, sozusagen, wo ich zu Hause und geborgen war, wohin ich mich flüchten konnte, vor allem Ungemach des Lebens ... Auch jetzt noch, als doch alles zu Ende war, und als sie Weinschenk ins Gefängnis fuhren ... `Mutter´, sagte ich, `dürfen wir zu dir ziehen?´ `Ja, Kinder, kommt´ ... Als wir klein waren und `Kriegen´ spielten, Tom, da gab es immer ein `Mal´, ein abgegrenztes Fleckchen, wohin man laufen konnte, wenn man in Not und Bedrängnis war, und wo man nicht abgeschlagen werden durfte, sondern in Frieden ausruhen konnte. Mutters Haus, dies Haus hier war mein `Mal´ im Leben, Tom ... Und nun ... und nun ... verkaufen

Obgleich später Frau Permaneder, versiert in solchen Dingen und voll umsichtiger Tatkraft wie sie war, mehrere Aufrufe nach ihrem Schwiegersohn ergehen ließ, um, wie sie mit wichtiger Miene erklärte, der Scheidungsklage wegen böswilligen Verlassens eine volle Begründung zu geben, war und blieb er verschollen, und so kam es, daß Erika Weinschenk mit der kleinen Elisabeth nach wie vor bei ihrer Mutter in der hellen Etage am »Lindenplatze« verblieb.

Der Direktor war aus Schlesien gebürtig, woselbst sein alter Vater noch lebte; seine Familie indes schien nicht in Betracht zu kommen, und Hugo Weinschenk vielmehr ein self-made man zu sein.

Ihre Mitgift ist nicht mehr da, sie steckt in der Ausstattung, in den Möbeln und den Bildern ... und beim Verkaufe bekommt man kaum ein Viertel heraus ... Und das Gehalt haben wir immer verbraucht ... Weinschenk hat nichts zurückgelegt.

In erster Linie ihrem älteren Bruder gegenüber, der in letzter Zeit so geringe Hoffnungsfreudigkeit an den Tag legte, sehnte Tony sich nach einem Beweise, daß das Glück der Familie noch nicht erschöpft, daß sie keineswegs schon am Ende angelangt sei ... Ihre zweite Mitgift, die 17000 Taler, die Herr Permaneder mit so viel Kulanz wieder herausgegeben hatte, lagen für Erika bereit, und kaum hatte Frau Antonie, scharfäugig und erfahren, die zarte Verbindung bemerkt, die sich zwischen ihrer Tochter und dem Direktor angesponnen hatte, als sie schon den Himmel mit Gebeten anzugehen begann, Herr Weinschenk möge Visite machen.

Kurz nach drei Uhr sah man, wie Christian aufstand. »Ich kann es nun nicht mehr«, sagte er und ging, indem er sich auf die Möbelstücke stützte, die an seinem Wege standen, lahmend zur Tür hinaus. Übrigens waren Erika Weinschenk sowohl wie Mamsell Severin, eingelullt wahrscheinlich von den einförmigen Schmerzenslauten, auf ihren Stühlen eingeschlafen und blühten rosig im Schlummer.

Und an seinen Arm gelehnt, den er besänftigend um sie gelegt hatte, weinte sie über ihr verfehltes Leben, in dem nun die letzten Hoffnungen erloschen waren. Eine Woche später ward Direktor Hugo Weinschenk zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und einem halben verurteilt und sofort in Haft genommen.

Frau Permaneder hatte rasch die Lage überblickt und abgeschätzt. Sie sprach sich gegen die Konsulin und den Senator offen darüber aus. Es war klar, daß die Interessen sich entgegenkamen und sich ergänzten. Direktor Weinschenk war, wie Erika, ohne jegliche gesellschaftliche Verbindung; die beiden waren geradezu aufeinander angewiesen und von Gott ersichtlich füreinander bestimmt. Wollte der Direktor, der sich den Vierzig näherte, und dessen Haupthaar sich zu melieren begann, einen Hausstand gründen, was seiner Stellung zukam und seinen Verhältnissen entsprach, so eröffnete ihm die Verbindung mit Erika Grünlich den Eintritt in eine der ersten Familien der Stadt und war geeignet, ihn in seinem Berufe zu fördern, in seiner Position zu befestigen. Was aber Erikas Wohlfahrt betraf, so durfte Frau Permaneder sich sagen, daß wenigstens ihre eigenen Schicksale in diesem Falle ausgeschlossen seien. Mit Herrn Permaneder wies Hugo Weinschenk nicht die geringste

Dann, nachdem die Verkäufe, die nach des Direktors Verschwinden notwendig wurden, beendet waren, begann man in der Stadt Hugo Weinschenk zu vergessen.