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Er forscht in den Adelsarchiven der Ratstuben, fragt Wappenkundige: niemand, der den Namen kennt. Er stößt endlich in einer Klosterbibliothek auf das gleiche Buch wie das seines Vaters, liest das Buch durch Seite für Seite, Zeile für Zeile: der Name Vitriaco steht nicht darin.

Er fährt mit dem Fuß darüber hin, da kommt aus einem Glanzstreifen des Metalls eine halberloschene Inschrift hervor: eine Jahreszahl und daneben die Worte: »Erbaut von Jakob de Vitriaco«.

» Vitriaco«, ergänzt der andere schnell, bleibt stehen wie in Verzückung, verneigt sich tief gegen Westen, setzt eine feierliche Miene auf und erzählt im bebenden Flüsterton, daß endlich die Stunde der Erweckung gekommen ist, daß er selber ein Templer des dienenden Grades sei, berufen, Suchende auf den geheimnisvoll verschlungenen Pfaden des Lebens zum Meister zu führen.

Als lese der Mann in seinem Gehirn die innersten Wünsche: stets bringt er auch das gleichgültigste Gespräch zum Schluß auf die Templer. Leonhard will ihn aushorchen, ob ihm ein gewisser Vitriaco bekannt ist aber jedesmal, im letzten Moment, wenn es fast schon zu spät ist, warnt ihn ein tiefes Mißtrauen und er beißt den Namen entzwei.

Er beschließt, sich ihn für alle Zeiten aus dem Hirn zu reißen, setzt sich heute eine bestimmte Stadt als nächstes Ziel: schon morgen ist's ein ferner undeutlicher Ruf irgendwoher, der wie Vi tri a co klingt, und eine andere Straße führt ihn weit ab vom Wege, ein Kirchturm am Horizont, der Schatten eines Baumes, der deutende Arm eines Meilenzeigers: alles wird, so sehr er sich auch zum Zweifel zwingt, zum weisenden Finger, daß er dem Orte nahe sei, wo der geheimnisvolle Hochmeister Vitriaco lebt und seine Schritte lenkt.

Manchmal will er schwören, daß der Name ihm vollkommen neu ist, dann wieder erinnert er sich scharf, daß er in einem Buch seines Vaters steht an der und der Stelle als Oberhaupt des Ordens verzeichnet; vergeblich sagt er sich vor, daß es zwecklos ist, nach diesem Hochmeister Vitriaco auf Erden zu forschen, daß er einem vergangenen Jahrhundert angehört und seine Gebeine längst im Grabe modern müssen; aber der Verstand hat keine Macht mehr über den Durst des Suchens: das Radkreuz mit den vier laufenden Beinen rollt vor ihm her, unsichtbar, zieht ihn hinter sich drein.

Kaum will die Hoffnung sterben, daß er durch ihn den Hochmeister Vitriaco jemals finden wird, lodert sie in der nächsten Minute hell wieder auf, durch irgendein doppelsinniges Wort geschürt, und schlägt ihn von neuem in Fesseln.

Er zweifelt an seinem Gedächtnis, seine ganze Vergangenheit scheint zu wanken; aber der Name Vitriaco bleibt als einziger fester Punkt, unverrückbar wie ein Felsblock.