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Aktualisiert: 5. Mai 2025
Aber wird sie ihm den Brief anvertrauen, ihm, der nach ihrer Meinung noch nichts ahnte von all dem, was sie heimlich quälte? Aufgeregt war er im Hause herumgegeistert; endlich griff er verzweifelt nach der Zeitung. Und die brachte ihm die unverhoffte Befreiung aus seiner Pein: jene Notiz wars über das Fest, bei dem Uller anwesend war. Und eine schöne lange Rede hielt.
Sein Brief hatte Uller in eine Stadt Nordböhmens nachgesandt werden müssen, wohin er gereist war, um die Feiertage bei seiner Mutter zuzubringen. Morgen komme er selbst, schrieb er. Noch niemals war Stormer den Berg so rasch und so froh hinangestiegen. Droben gab es eine erschütternde Aussprache. Und dann eine stille herzliche Feier.
Fortziehen wollte er mit ihr und er, er sollte dort droben allein hausen mit allen seinen Leidgedanken und umspukt von qualvollen Erinnerungen, sollte sich allein überlassen bleiben mit seiner ganzen bitterschweren Vergangenheit. Daß er einfach mitziehen könnte, wie Uller schrieb, daran dachte er gar nicht weiter. Drängte sich ihm der Gedanke aber doch auf, dann wehrte er ihn schier zornig ab.
Da hörte er Jakobs freundliche Stimme. Es sei doch etwas da für ihn aber nur ein Brief. Stormer haschte begierig danach. Er war von Uller. Bei der nächsten Laterne las er ihn. Als er fertig war, lehnte er sein greises Haupt an die kalte Wand und weinte unter heftigem Schluchzen die ersten Freudentränen seit seiner Kindheit.
Na und das mit dem fremden Menschen, mit diesem Erwin Uller mein Gott, das konnte doch so tief nicht gegangen sein. Das wird sie schon überwinden. Hatte schon weit mehr und weit Schlimmeres überwinden müssen. Und er auch noch viel, viel mehr und viel Schmerzlicheres.
Die Hoffnung, Uller könne noch mit dem Abendzuge selbst kommen, trieb ihn dem Bahnhofe zu. Der Zug fuhr ein. Uller stieg nicht aus. Ueberhaupt kein Fremder. Nur Einheimische, Studenten, Urlauber und sonst noch junge Leute. Lauter fröhliche Feiertagsgesichter. Gebeugt, als hätte er eine Riesenlast zu schleppen, wankte er in das Städtchen zurück auf die Post.
Wenigstens bei dem verdammten Herrn Erwin Uller dort drinnen in der Wiener Stadt. Und was für ein Geist sprach aus diesen Zeilen was für ein Herz! Nun begann er Berta schärfer zu beobachten. Sie ließ sich nicht viel anmerken. Das tun sie alle nicht, die Stormer. Er wußte das. Es drückte ihn schwer auf die Seele.
Als er so weit war, entschloß er sich, alles wieder gutzumachen, wenn es noch ginge. Er setzte sich dann in einer stillen weißen Nacht hin und begann an Uller zu schreiben. Schwer, bitter schwer löste sich Geständnis auf Geständnis von seiner Seele. Noch schwerer schrieb er sie nieder. Er hatte noch keine Uebung im rückhaltslosen Selbstbekennen.
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