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Dem Stilisten bedeutet jedes Wort solcher Art eine Möglichkeit mehr, und dem papierdeutschfeindlichen Sprachreiniger kann nicht entgehen, daß just dieses derselbe in Mundarten man denke an z.B. selch, sell, dersöll ein höchst lebendiges Dasein führt. Gott ist nur ein Wort für 'sich'. Das Tier hat keines dieser beiden Worte.

Indem die edle lateinische Sprache, eben bevor sie als Volksidiom unterging, von jenem gewandten Stilisten noch einmal gleichsam zusammengefasst und in seinen weitlaeufigen Schriften niedergelegt ward, ging auf das unwuerdige Gefaess etwas ueber von der Gewalt, die die Sprache ausuebt, und von der Pietaet, die sie erweckt.

Man besass einen grossen lateinischen Prosaiker; denn Caesar war, wie Napoleon, nur beilaeufig Schriftsteller. War es zu verwundern, dass man in Ermangelung eines solchen wenigstens den Genius der Sprache ehrte in dem grossen Stilisten? und dass, wie Cicero selbst, so auch Ciceros Leser sich gewoehnten zu fragen, nicht was, sondern wie er geschrieben?

Nietzsche starb an der 'Bildung'. Und mit ihm werden alle sterben, die mit seiner Seele nicht zu zittern wissen, die nur an seinen Geist glauben. Daß Künstlerschaft und Könnerschaft untrennbar sind, das versteht sich von selbst. Aber das, worauf es heute, wie immer, ankommt, ist, wer da spricht und was nicht nur wie gesprochen wird. Ist Nietzsche nicht einer unserer ersten Stilisten?

Die beiden Völker, welche die grössten Stilisten erzeugten, Griechen und Franzosen, lernten keine fremden Sprachen. Weil aber der Verkehr der Menschen immer kosmopolitischer werden muss, und zum Beispiel ein rechter Kaufmann in London jetzt schon sich in acht Sprachen schriftlich und mündlich verständlich zu machen hat, so ist freilich das Viele-Sprachen-lernen ein nothwendiges Uebel; welches aber zuletzt zum Aeussersten kommend, die Menschheit zwingen wird, ein Heilmittel zu finden: und in irgend einer fernen Zukunft wird es eine neue Sprache, zuerst als Handelssprache, dann als Sprache des geistigen Verkehres überhaupt, für Alle geben, so gewiss, als es einmal Luft-Schifffahrt giebt.

Es ist vielleicht kein Zufall, daß ich diese Zeilen über Smetana gerade in einer Zeit schreibe, da in der deutschen Literatur aus verschiedenen Quellen, einander unbewußt, eine neue Bewegung entstehen will, die ich am besten vielleicht negativ, als Abkehr von der Dekadenz bezeichnen möchte. Ihr Positives ist schwerer zu fassen: einige Dichter, die einander vielleicht nicht einmal kennen, haben entdeckt, daß das phosphoreszierend Lasterhafte und Faulende nicht das einzige interessante Thema der Kunst ist, wie man in den letzten zehn Jahren etwa geglaubt hat. Den Optimismus nämlich hat man in diesen letzten Jahren fast ausschließlich schlechten Stilisten und ›Heimatkünstlern‹ wie Bartsch, Stilgebauer, Frenssen überlassen oder denen, die extreme Nietzsche- und Amerika-Weltreise-Stimmung wie J.

Denker als Stilisten. Die meisten Denker schreiben schlecht, weil sie uns nicht nur ihre Gedanken, sondern auch das Denken der Gedanken mittheilen. Gedanken im Gedicht. Der Dichter führt seine Gedanken festlich daher, auf dem Wagen des Rhythmus': gewöhnlich desshalb, weil diese zu Fuss nicht gehen können.

So wurde Cicero der Schoepfer der modernen klassischen lateinischen Prosa und knuepfte der roemische Klassizismus durchaus und ueberall an Cicero als Stilisten an; dem Stilisten Cicero, nicht dem Schriftsteller, geschweige denn dem Staatsmanne, galten die ueberschwenglichen und doch nicht ganz phrasenhaften Lobsprueche, mit denen die begabtesten Vertreter des Klassizismus, namentlich Caesar und Catullus, ihn ueberhaeufen.