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Aktualisiert: 10. Juni 2025


Der Senn war in der Zeit ein paarmal mit seinem Kesselchen hin und her gegangen. Drüben beim Schwemmebach war er immer eine Weile stehengeblieben und hatte rundum geschaut. Die Berge waren nicht mehr rot vom Abendschein, aber jetzt stieg groß und golden der volle Mond hinter dem weißen Zacken empor.

Zufrieden mit der Durchführung seiner Rolle und den erwischten Falsifikaten wollte Ehrenstraßer nun das Gespräch auf den Senn überleiten, doch wich Ursula geschickt aus mit der Beteuerung, daß sie seit Jahren nicht auf die Kreuzalm gekommen sei und den dortigen Senn kaum einmal gesprochen hätte. „Ischt die Fernsicht besonders schön auf der Kreuzalm oben?“ „Ich glaub' nit?“

Der This wußte gar nicht, wie ihm geschah. Er ging hinter dem Franz Anton gehorsam her, aber es war, als ginge er mit einem Freund, und das war ihm noch nie geschehen. Der Senn trat in die Hütte, holte hoch von einem Brett ein rundes Brot herunter und schnitt ein großes Stück ab.

"Sie haben mich auf die Seite gestoßen", erwiderte er nun und stand hinter den buschigen Zweigen auf. "So, jetzt kann man dich doch sehen", fuhr der Senn freundlich fort, "komm noch ein wenig näher. Und warum wehrst du dich denn nicht, wenn sie dich wegstoßen? Es stößt ja immer einer den anderen, aber zuletzt kommt doch jeder an die Reihe, warum nur du nicht?"

Nun hatte der Senn ihm selbst befohlen wiederzukommen, und er brauchte sich nicht mehr zu verbergen, sondern durfte gleich in die Sennhütte eintreten. Außerdem hatte der Franz Anton ihm noch gesagt, er wolle gut Freund mit ihm bleiben. Bei jedem dieser Gedanken sprang der This wieder hoch in die Luft und kam bald bei der Mutter an.

Der Senn entdeckte ihn auch heute nicht, und This saß an seinem schönen Plätzchen, bis die Sterne am Himmel standen und der Franz Anton wieder wie gestern vor seine Hütte hinaustrat und ausrief: "Gute Nacht geb euch Gott!" Dann erst lief der This wieder davon, und spät wie gestern kam er auf sein Lager, diesmal recht hungrig, denn seit dem Morgen hatte er ja nichts mehr gegessen.

Es bestätigte sich, daß eine Bessie Bennet vor etwa hundert Jahren in Senn Fair lebte, daß sie im dortigen Hospital in ihrem zwanzigsten Jahre starb; ihre Leiche verschwand aber in auffälliger Weise auf dem Wege zur Autopsie; zwei Krankenschwestern wurden wegen Dienstversäumnis trotz ihrer Beteuerungen entlassen; alle Nachforschungen blieben erfolglos.

Das mußte der Franz Anton auch tun, denn er schwankte noch ein wenig. Aber es ging. Er kam herunter und winkte jetzt den This zum Tisch heran, an den er sich selbst niedergesetzt hatte. "This", sagte er jetzt, dem Buben freundlich in die Augen schauend, "willst du ein Senn werden?"

Er stand auf, dankte noch einmal dem Franz Anton und ging. Aber er kam nicht weiter als bis zu den Tannenbäumchen, es hielt ihn mit Gewalt zurück. Er schaute noch einmal zurück, und da der Senn in die Hütte getreten war und ihn nicht mehr sehen konnte, huschte er schnell unter die dunklen Zweige. Franz Anton war der einzige Mensch, der ihn in seinem ganzen Leben mit Güte und Liebe behandelt hatte.

Da hörte man ihn noch viel früher als sonst, denn es war einer der Tage, an dem der Senn seine drei oder vier fertigen Käse an den See hinunterbrachte. Dort wurden sie in eines der Schiffe verladen. Bald hatte er sie auf seinem Rücken festgebunden und wanderte nun wohlgemut talabwärts, den dicken Bergstock in der Hand, die schwere Last auf dem Rücken. Es war der heißeste Tag des ganzen Sommers.

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