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Aktualisiert: 27. Mai 2025


Schon einer der hervorragendsten Maenner des Scipionischen Kreises, der Grieche Polybios, spricht es unverhohlen aus, dass das wunderliche und schwerfaellige roemische Religionszeremoniell einzig der Menge wegen erfunden sei, die, da die Vernunft nichts ueber sie vermoege, mit Zeichen und Wundern beherrscht werden muesse, waehrend verstaendige Leute allerdings der Religion nicht beduerften.

Der aeltere von den beiden Soehnen, Tiberius, war eine gute und sittliche Natur, sanften Blicks und ruhigen Wesens, wie es schien, zu allem andern eher bestimmt als zum Agitator der Massen. Mit allen seinen Beziehungen und Anschauungen gehoerte er dem Scipionischen Kreise an, dessen feine griechische und nationale Durchbildung er und seine Geschwister teilten.

So ward Polybios der erste namhafte Hellene, der mit ernster Ueberzeugung auf die Weltanschauung des Scipionischen Kreises einging und die Ueberlegenheit des Hellenismus auf dem geistigen, des Roemertums auf dem politischen Gebiet als Tatsachen anerkannte, ueber die die Geschichte in letzter Instanz gesprochen hatte und denen man beiderseits sich zu unterwerfen berechtigt und verpflichtet war.

Auch die Gespraechsform Ciceros ist zwar weder die echte Fragedialektik der besten griechischen Kunstdialoge noch der echte Konversationston Diderots oder Lessings; aber die grossen Gruppen der um Crassus und Antonius sich versammelnden Advokaten und der aelteren und juengeren Staatsmaenner des Scipionischen Zirkels geben doch einen lebendigen und bedeutenden Rahmen, passende Anknuepfungen fuer geschichtliche Beziehungen und Anekdoten und geschickte Ruhepunkte fuer die wissenschaftliche Eroerterung.

Dass der italische Hellenismus der unteren Schichten in der Tat nichts war als ein zugleich mit allen Auswuechsen der Kultur und mit oberflaechlich uebertuenchter Barbarei behafteter widerwaertiger Kosmopolitismus, versteht sich von selbst; aber auch fuer die bessere Gesellschaft blieb der feine Sinn des Scipionischen Kreises nicht auf die Dauer massgebend.

Dass Terenz dem Scipionischen Hause nahe stand, ist uebrigens nicht zu bezweifeln; es ist bezeichnend, dass die erste Auffuehrung der 'Brueder' und die zweite der 'Schwiegermutter' stattfand bei den Begraebnisfeierlichkeiten des Lucius Paullus, die dessen Soehne Scipio und Fabius ausrichteten. 6 Dabei haben vermutlich auch aeusserliche Umstaende mitgewirkt.

Jenes selbst war ein Erzeugnis der spezifischen italischen Bildung; schon in dem Scipionischen Kreise war das "reine Latein" Stichwort gewesen und wurde die Muttersprache nicht mehr voellig naiv gesprochen, sondern in bewusstem Unterschied von der Sprache des grossen Haufens.

Wenn das roemische Publikum dieser Zeit die wohlgefuegte und rhythmisch kadenzierte Periode des Redners beklatschte und dem Schauspieler ein sprachlicher oder metrischer Verstoss teuer zu stehen kam, so zeigt dies wohl, dass die schulmaessig reflektierte Einsicht in die Muttersprache in immer weiteren Kreisen Gemeingut ward: aber daneben klagen urteilsfaehige Zeitgenossen, dass die hellenische Bildung in Italien um 690 weit tiefer gestanden als ein Menschenalter zuvor; dass man das reine gute Latein nur selten mehr, am ersten noch aus dem Munde aelterer gebildeter Frauen zu hoeren bekomme; dass die Ueberlieferung echter Bildung, der alte, gute lateinische Mutterwitz, die Lucilische Feinheit, der gebildete Leserkreis der scipionischen Zeit allmaehlich ausgingen.

In demselben Masse wie das Treiben der griechischen Literaten in Rom stieg auch bei den Roemern selbst die literarische Taetigkeit und das literarische Interesse. Selbst die griechische Schriftstellerei, die der strengere Geschmack des scipionischen Zeitalters gaenzlich beseitigt hatte, tauchte jetzt wieder auf.

Die griechischen Literaten schlugen schon ihre Faeden bis in die vornehme roemische Gesellschaft, vor allem in den Scipionischen Kreis, dessen hervorragende griechische Mitglieder, der Geschichtschreiber Polybios, der Philosoph Panaetios, bereits mehr der roemischen als der griechischen Entwicklungsgeschichte angehoeren.

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