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Aktualisiert: 11. Juni 2025


Als Wanda Orbin die Mitarbeit an bürgerlichen Blättern als todeswürdiges Verbrechen kennzeichnete und dabei von den sündigen 'Genossen' sprach, rief er wiederholt mit starker Betonung dazwischen: 'Und Genossinnen! Damit bist Du in erster Linie gemeint ... Man spricht von einer Resolution, durch deren Unannehmbarkeit die Revisionisten hinausgedrängt werden sollen ...«

Es trennte die Geister nach einem Schema, auf das die Bezeichnung Revisionisten und Radikale nicht mehr passen wollte. Mein Temperament riß mich rückhaltlos auf die Seite derer, die den Massenstreik verteidigten; mein Mann stand im entgegengesetzten Lager, wo die Gewerkschafter sich vereinigt hatten. Auch die Ansichten unserer Mitarbeiter gingen auseinander.

Wir gingen tagelang schweigsam nebeneinander her. Inzwischen fanden überall Parteiversammlungen statt, die sich mit den Dresdener Ereignissen und ihren Folgen beschäftigten. In den Angriffen auf die Revisionisten, ganz besonders auf meinen Mann, übertrafen sie noch den Parteitag. Und stets wurde vor der Zeitschrift gewarnt, mit der wir uns »auf Kosten der Partei« bereichern wollten.

»Ich las gestern in einem Brief von Hegel einen Satz, der sich mir ins Gedächtnis geprägt hatfuhr ich fort, »'die theoretische Arbeit bringt mehr in der Welt zustande als die praktische; ist das Reich der Vorstellung revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht stand'. Gerade wir Revisionisten haben diese tiefe Wahrheit fast vergessen. Sie auch, wie ich sehe.

Sie hat dem falschen Radikalismus eine seiner Spitzen abgebrochen indem sie der politischen Taktik freie Hand ließ.« »Dazu, scheint mir, werden die Verhältnisse Radikale und Revisionisten stets ohne weiteres zwingen. Die Preisgabe persönlicher Überzeugung war überflüssigantwortete ich.

Daß er es glaubte, war nicht seine Schuld: die Naivität seiner Jugend unterstützte die Partei, die ihm in Wort und Schrift nichts mehr einprägte als die Überzeugung von der Dummheit seiner Gegner. Als Gegner aber erschienen ihm auch die Revisionisten. Zu seinem gefühlsmäßigen Haß gegen die Unruhstifter trat die hochmütige Verachtung der Akademiker hinzu.

Jeder geringfügige Anlaß genügte, um in der Partei den heftigsten Streit hervorzurufen. So war einem der in die Dresdener Skandale verwickelten Revisionisten die Kandidatur eines sächsischen Wahlkreises angeboten worden.

Die Schiedsgerichts-Verhandlungen zogen sich wochenlang hin. Es war eine seelische Folter für meinen Mann, und wenn er nach Hause kam, gab ich mir alle Mühe, ihn nicht merken zu lassen, wie ich selber litt. Draußen entwickelte sich wieder in der alten Weise der politische Kampf: Radikale und Revisionisten arbeiteten scheinbar einmütig zusammen. Es galt diesmal den Landtagswahlen.

Zuweilen trafen wir mit unseren politischen Freunden zusammen, zufällig nur, denn die Revisionisten schienen sich nach Dresden noch mehr aus dem Wege zu gehen, als vorher. Einmal kamen wir in eine ernstere Unterhaltung, und ich verurteilte unumwunden ihre Annahme der Dresdener Resolution.

Es traf mich wie ein Keulenschlag. Eben erst hatten wir eine gesicherte Existenz von uns gewiesen, und nun dies Wort!! Ich brütete stumm vor mich hin. Ich ging nicht auf die Straße, denn ich fühlte mich wie beschmutzt. Was ich erlebte, war nur ein Teil dessen, was allen begegnete, die unter dem Namen Revisionisten zusammengefaßt wurden.

Wort des Tages

gertenschlanken

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