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Sie wohnte bei den Wirtsleuten des Sohnes, die vor kurzem erst nach der Stadt gezogen waren: ein blinder Mann aus Nordland, der noch dazu auf einer Seite gelähmt war, und eine außerordentlich musikalische Frau, ganz jung, fast noch ein Kind die seltsamste Ehe, die man sich denken konnte. Rendalen sprach oft von ihnen. Solange die Mutter des Kameraden in der Stadt war, hielt Kallem sich fern.

Im Januar und Februar waren sie fast jeden Abend zusammen, wenn nicht sonst, so doch sicher von sechs bis sieben in der Turnhalle. Meist aßen sie hinterher zusammen, am liebsten bei Rendalen, der ein Klavier hatte. Anfang März kam Rendalens Mutter auf Besuch.

In der Zeit, als seine zusammenhangslosen naturgeschichtlichen Studien mehr und mehr sich um die Physiologie kristallisierten, war unter allen Physiologen der tüchtigste ein junger Student der exakten Wissenschaften, Tomas Rendalen.

"Ich hätte die größte Lust, Dich ... Dich zu schlagen!" brachte er nur heraus. "Bitte!" sagte Kallem und nahm Stellung. Kaum hatte er es voller Hohn herausgestoßen, als auch schon Rendalens rechte Hand niedersauste. Kallem bückte sich und stand unverletzt, mit spöttischer Miene da. Rendalen nahm einen zweiten Anlauf, Kallem wich abermals behende aus.

So herzlich sich auch Rendalen im einzelnen und dem einzelnen hingab er hielt sich gleichzeitig immer in einer gewissen Distanz, über die niemand hinwegkam. Er liebte seinen Pflegebruder Vangen; aber gerade an Vangen sah man recht eigentlich, daß immer eine bestimmte Scheidewand da war. Auch darin begegnete Kallem Rendalens Bedürfnis; er hatte ebenfalls diese Unnahbarkeit, bei aller Hingabe.

Rendalen erfuhr alles, genau, wie es zugegangen, wie in den beiden Menschen die Liebe erwacht war. Es machte einen tiefen Eindruck auf ihn, was er auch gar nicht verbergen wollte oder konnte. Kallem fragte nun offen, ob auch er sie liebe? Da aber wurde Rendalen wieder blaß und zornig, und Kallem war unglücklich über seine Unbedachtsamkeit; aber sie war nicht wieder gutzumachen.

Erwähnte er Rendalen irgendwie, so sah sie aus, als wisse sie einen ganzen Haufen lustiger Geschichten von ihm; aber trotzdem zum besten gab sie nichts. Das Haus, in dem er jetzt wohnte, war ein Eckgebäude, schräg gegenüber der Universität. Die Haustür ging auf die Straße, an der auch Kallems Zimmer gelegen waren.

Er war etwas älter als Edvard Kallem, und weil es an und für sich merkwürdig war, daß ein Nicht-Mediziner in diesem Fach Hervorragendes leistete, fiel er allen auf, und somit auch Edvard Kallem, ohne daß dieser sich darum näher an ihn angeschlossen hätte. Rendalen gehörte auch keineswegs zu denen, die für den ersten besten zu haben sind.

Und wenige Minuten später war alles abgemacht. Schon am Nachmittag wurde der Umzug bewerkstelligt. Als der wackere Vangen auf seinen langen Beinen vom Mittagessen nach Hause kam, saß Kallem im ersten Zimmer rechts neben der Korridortür in Schlafrock und Pantoffeln und erzählte ihm, Rendalen wohne jetzt in der Sehestedsstraße, in Kallems früherer Wohnung; sie hätten getauscht. Beide lachten.

Und ein paar Abende darauf, als Rendalen =ihn= besuchte, wanderten sie zwischen ihren beiden Wohnungen, die übrigens ganz nah beieinanderlagen, auf und ab, bis morgens gegen drei oder vier.