Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 23. Mai 2025
Aber auch nachher beobachtete die Pfarrfrau die Kleine noch immer gerade wie zuvor, wie wenn sie sich nicht satt an ihr sehen könnte. Und wieder nach einer Weile wollte sie abermals mit Marit von Koltorp sprechen. »Wie heißt denn deine Kleine?« fragte sie. »Sie heißt Eleonora, aber wir nennen sie nur Nora.«
Als die Majorin aber der beiden ansichtig wurde, streckte sie die geballte Faust unter dem Schutzdach hervor, drohte ihnen und rief ihnen mit einer Stimme, die man noch durch das Brausen des Sturmes hindurch verstehen konnte, zu: »Mach', daß du heimkommst, Marit von Koltorp! Bei so einem Wetter, wo ich sogar im verdeckten Schlitten fahren muß, darfst du nicht mit deinen Kindern draußen sein!«
Ob sie nicht gehört habe, daß sie in den Saal gehen und nähen solle? Da antwortete die Kleine mit leiser Stimme, sie meine, das sei jetzt unnötig. »Warum denn unnötig? Meinst du, du kannst jetzt schon ausgezeichnet nähen und brauchst nichts mehr zu lernen?« Nein, das meine sie durchaus nicht. Aber sie brauche nicht mehr zu lernen, als sie schon könne, weil sie jetzt wieder heim nach Koltorp gehe.
Die in der Küche versammelten Mägde folgten ihm mit den Augen: seit seiner Krankheit im Herbst sah er alt und schwach aus; aber so viel war sicher, er mußte mit jedem Menschen, der auf den Hof kam, ein bißchen plaudern. Es dauerte indes eine gute Weile, bis der Pfarrer Marit von Koltorp aufsuchen konnte.
Die Kleine legte die ihrige zuerst ganz schüchtern hinein; aber während die beiden dann so durch den Flur gingen, schlangen sich die Finger des kleinen Mädchens fester und fester um die Hand der Pfarrerstochter, und als sie unter der Tür von des Pfarrers Studierzimmer standen, beugte sich die Pfarrerstochter zu der Kleinen herunter und sagte: »Wie ich höre, bist du die Tochter von meinem alten Kindermädchen, der Marit von Koltorp.«
Daheim in Koltorp hatten sie allerdings keine Uhr, aber auf dem Nyhof waren große Schlaguhren im Saal und auch in der kleinen Wohnstube; die Kleine wußte also wohl, wie es war, wenn eine Uhr schlug. Es war nicht ganz dunkel in der Küchenkammer. Auf der Feuerstelle in der Ecke brannten ein paar Holzscheite, bei deren Schein die Kleine sich umschauen konnte. Nein, außer ihr war niemand im Zimmer.
Das Kind hatte noch nie einen Wolf gesehen, aber es hatte sie im Walde um Koltorp heulen hören, und sie wußte, die Wölfe waren die schrecklichsten Ungeheuer, sie waren viel schlimmer als Basilisken. Der Pfarrer war an diesem Morgen frischer, als die Kleine ihn je vorher gesehen hatte.
Wort des Tages
Andere suchen