Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 12. Juni 2025
Als am späten Abend die Mutter mit der alten Freundin allein noch im Zimmer saß, begann sie ängstlich zu fragen, was denn Klarissa dazu gebracht habe, mit Nora solche Gespräche zu führen; das Kind sei doch nicht so krank, daß man an das Allertraurigste denken müßte, und warum denn davon reden.
So schieden die Marget und die Klarissa in großem Frieden und Übereinstimmung, und die letztere versprach, daß womöglich jedes Jahr einmal das Elsli nach seiner Heimat zurückgeführt werden solle. In der kürzesten Zeit war im ganzen Dorfe die Nachricht verbreitet, daß das Elsli von der reichen Frau Stanhope angenommen worden sei und mit ihr schon morgen nach ihrem schönen Gut am Rhein verreise.
Enttäuscht schaute Nora auf ihre neue Freundin. »Das ist schade«, sagte sie mit einem Tone großer Niedergeschlagenheit; »nun kann ich auch mit dir nicht von dem schönen Leben im Himmel reden, von dem mir Klarissa so viel erzählt hat, weil es dich nicht freut, und mit gar niemand kann ich davon reden, denn Klarissa kommt nicht hierher, und zu Mama darf ich gar nicht davon sprechen; wenn ich nur ein Wort vom Himmel sage, so muß sie gleich weinen und wird so traurig, daß ich nichts mehr sagen darf.
Die alte Klarissa war eine Persönlichkeit, bei der jeder im ganzen Hause, von der Herrin bis hinunter zum jungen Laufburschen, Rat und Hilfe suchte in jeglicher Not und Verlegenheit.
Diese dauerte indessen nicht so sehr lange und bot nicht so viele Schwierigkeiten, wie Klarissa befürchtet hatte, denn sie fand bei der Marget ein sehr geneigtes Ohr für ihre Vorschläge, besonders als diese vernahm, daß Frau Stanhope nicht nur im Sinn habe, das Elsli ganz und gar zu sich zu nehmen und für immer für das Kind zu sorgen, sondern daß sie auch der Eltern eingedenk sein wolle, indem sie ihnen die Hilfe, die das Kind ihnen hätte leisten können, auf andere Weise ersetzen wollte.
Das waren ihre eigenen Worte, mit denen sie der Nora von dem Lande drüben erzählt hatte, – und, wie wunderbar! das Elsli hatte ja völlig den Ton der Stimme der Nora, es hatte die Bewegungen ihrer Hand; jedes Wort brachte der Klarissa die entschwundene Nora ganz lebendig vor Augen. Sie umfaßte das Elsli und weinte vor Leid und Freude zugleich.
»Nein, ich meine, ich wollte lieber nicht, ich habe nie daran gedacht. Warum meinst du?« »O, dann weißt du nur nicht, wie es dann sein wird. Die Klarissa hat mir alles so schön erzählt, und wir haben immer miteinander davon geredet. Aber mit Mama darf ich nie davon reden, sie weint gleich so schrecklich und wird traurig für viele Tage.
»Nun, wenn du denn meinst, Klarissa, so wollen wir es tun«, stimmte die Mutter bei, und nun wurde der Friedrich herbeigeholt, der langjährige Bediente; der hatte das kranke Töchterchen die Treppe hinunterzutragen, damit es nicht schon ganz ermüdet im Garten ankomme, denn seine Kräfte waren so bald erschöpft.
Kaum war sie eingetreten, als Mutter und Tochter ihr zugleich entgegenriefen: »O, Klarissa, es ist gut, daß du kommst!« Und beide brachten nun ihre Angelegenheit vor, die Mutter ängstlich fragend, ob sie meine, ein Gang durch den Garten dürfte schon gewagt werden, das Töchterchen dringend bittend, sie möchte doch ja sagen dazu.
Klarissa war erfahren in vielen Dingen; sie hatte den Zustand der hinschwindenden Nora wohl erkannt und wollte dem Kinde das Land, wohin es ging, so lieb machen, daß es ihm nicht schwer werden sollte, von der Erde wegzugehen.
Wort des Tages
Andere suchen