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Aktualisiert: 16. Juni 2025
Das war Kassiar und wieder war sie's nicht. Die lieben dunklen Augen gehörten freilich ihr der schlanke Wuchs, der leichte elastische Gang, dem Kiedang ihrer Wälder gleich und dennoch schien sie ihm vollkommen fremd, denn Tracht und Sitte, wie er's bis jetzt an ihr gewohnt gewesen, glich sich gar nicht mehr.
»Kassiar!« Der eine Blick genügte zitternd und erschreckt, die Hände vorgestreckt, ihre Farbe, die selbst unter der zarten aber dunklen Haut sichtbar wurde, kommend und schwindend, die Arme halb nach dem geliebten Manne ausgestreckt, halb ihn damit abwehrend, stand das junge Mädchen einer schönen Statue gleich da.
Kassiar gehorchte der Bewegung und ließ ihn los, während sie flehend die Arme zu ihm ausstreckte, aber er wandte sich langsam von ihr ab und schritt, dem Winken des Europäers folgend, ohne auch nur noch einmal den Blick zurückzuwerfen, dem Strande zu. Fünf Jahre waren nach den im vorigen Kapitel beschriebenen Vorgängen verflossen, und manches hatte sich indessen auf Bali verändert.
»Glentek, Glentek,« bat da Kassiar, noch immer zu seinen Füßen hingeschmiegt, »o sage, daß du mir nicht zürnst, sage, daß du mich nicht hassest und ich dir folgen darf, wohin dein Schritt sich wendet weit über das Meer, an ferne, wüste Küsten, in nebelbedeckte Länder, in öde Steppen, wohin es ist, wenn nur dein Blick mir dort wieder freundlich lächelt, wenn nur dein Liebeslaut wie früher zu meinem Herzen dringt.«
Wenn aber ein Wesen in dem weiten dichtgedrängten Raum in steigendem Interesse, in erwachender Hoffnung und endlich in jubelnder Lust der Wendung gefolgt war, die das Todesurtheil nahm, so war das Kassiar, die Angeklagte. Nur so lange des Gusti Gegenwart ihr Herz mit Scheu und Angst erfüllte, wagte sie nicht zu sprechen, wagte sie nicht, ihren Gefühlen Worte zu geben.
Niemand konnte sich erklären wie, und jetzt trägt es die Dirne in der Hand.« »Und hast du keine Vertheidigung für dich, Kassiar?« rief mit unterdrückter Stimme, aber in Todesangst der junge Bergbewohner. »Läßt du die Fremden dich eine =Diebin= nennen, und wirfst ihnen die Lüge nicht zurück in ihr Gesicht?«
»Glentek!« bat das Mädchen, ihm die Hand entgegen streckend mit herzlichem, flehendem Ton, »ist =das= dein Gruß, mit dem du mich nach so langer Zeit der Trennung empfängst, und hast du in den Bergen oben deine Kassiar so ganz vergessen so ganz vergessen und verlernt sie zu lieben?«
Jetzt hatte er die ersten Wohnungen der Stadt erreicht; rechts am Wege leuchtete ihm schon das helle Dach des Gustis des Dorfoberhauptes entgegen, und von dort hinauf, der Cocosnußölmühle zu, die von den Weißen angelegt worden, gleich über dem breiten Platz, der sich dort ausdehnte wie rasch das Herz ihm an zu pochen fing dort wohnte Kassiar, und mit fast kindischer, jubelnder Lust malte er sich schon im Geiste die Überraschung der Geliebten aus, die keine Ahnung von seiner Nähe hatte.
»Fahre wohl, Kassiar,« sagte er ernst aber ohne Bitterkeit im Ton, indem er leise mit seiner Hand ihr Haupt berührte. »Unsere Wege trennen sich hier. Ich träumte einst von einem Glück an deiner Seite das ist vorbei.« »Glentek!« klagte in herzzerreißendem Tone das arme Kind. »Lebewohl!« sprach der Jüngling und schob leise die Hand, die sein Gewand noch immer fest gefaßt hielt, zurück.
»Arme Kassiar!« seufzte Glentek leise. »Doch ihr ist wohl wohler als mir, der ich fünf Jahre der Verzweiflung fern von meinem Vaterland gelebt. Nein, Gusti, nicht die Liebe zu dem Mädchen führt mich an diesen Strand zurück, seit jenem Tag schon war sie für mich begraben, und was ich seitdem erlebt, hat mir bewiesen, daß Kassiar Glenteks von Benoi doch nicht würdig war.
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