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Aktualisiert: 15. Juni 2025
Aber Hansi wollte nicht daran, sondern an das wunderschöne Christfest denken. Er lernte viele Weihnachtslieder. Ja, der Lehrer ließ ihn ganz allein ein altes Lied singen, das fing an: »O Jesulein süß, o Jesulein mild.« Es waren ein paar Worte drin, die Hansi nicht verstand. Aber das schadete nichts.
Hansi liebte die weißen am meisten, denn sie sahen drein wie Sterne, und er mußte bei ihrem Anblick immer an den Stern von Bethlehem, an Weihnachten denken. Und Hansi freute sich auf Weihnachten! Ganz weh tat ihm oft das Herz, weil es so voller Freude und Erwartung war.
Aber frische, lebenslustige Buben verstehen eine leise Augensprache schlecht. Hansi mußte deutlicher reden, und das tat er auch eines Tages. Der Größte der ganzen Schar, der schon beinahe wie ein Herr dreinsah, hatte Hansi erlaubt, sein Gärtchen zu begießen. Eifrig trippelte der Kleine hin und her. Das Wasser lief aus der Kanne nicht nur auf die Blumen hinab, sondern auch auf Hansis Schürze und Schuhe.
Als das kleine Ding ein paar Wochen alt war, wurde es photographiert, und Hansi erhielt ein Bildchen. Er betrachtete es mit strahlenden Augen, dann lief er zur Hausmutter. »Nicht wahr, Tante, einmal hat der liebe Gott gedacht: Nun will ich mal ein süßes, kleines Mädchen machen, und da hat er Käthe gemacht.« »Ja, ja, das wird wohl so sein,« lächelte die Tante.
Der große Ernst stand etwas verlegen neben dem kleinen Kameraden. »Hansi,« sagte er, »nun paß einmal auf: du mußt nicht allein dableiben. Du bist auch eingeladen, zu deiner Tante in den Schwarzwald. Dort ist's schön, freu' dich nur! Auf Karl brauchst du nicht zu hören, der schwatzt nur dummes Zeug.«
Prächtige Weißtannen, die wohl dafür bestimmt waren, einen großen Saal zu schmücken; schlanke Rottannen, deren Zweige verlangend ausgestreckt waren, als könnten sie es kaum erwarten, die strahlenden Kerzen und goldenen Ketten zu tragen. Da waren auch putzige, kleine Bäume, zu denen sich Hansi ganz besonders hingezogen fühlte.
Man mußte sie nur dicht ans Ohr halten, dann hörte man es deutlich, und wenn man die Augen schloß, konnte man denken, nahe bei Vater und Mutter zu sein. Jetzt wohnte Hansi in einem großen Haus mit vielen andern Buben zusammen. Eine Veranda gab es da nicht, nur weite, helle Stuben, die ein wenig leer und nüchtern dreinsahen.
Manchmal waren deren zwei, drei, oder noch mehr beisammen, aber als Hansi ins Haus gekommen, waren eben alle Nullten stolze »Erstklässler« geworden, und Hansi war die einzige kleine Null. Das war dem guten Mutterchen gar hart erschienen. Sie hatte wohl vorausgesehen, wie verloren die kleine Null in dem großen Hause herumwandern werde.
Der hatte ihn einmal ein Lied, das ihn seine Ayah gelehrt, singen hören, und seither durfte Hansi in der Singstunde der Kleinen mitsingen. Ja, und manchmal durfte er auch noch nach der Stunde eine Weile bei dem freundlichen Herrn bleiben, der ihm auf dem Klavier allerlei vorspielte. Gleich nach Vater und Mutter und den Blumen liebte Hansi die Musik. Aber es mußte schöne sein.
Jeder war irgendwohin eingeladen, zu Verwandten oder guten Freunden, und jeder hatte etwas Schönes von den kommenden Wochen zu erzählen. Nur Hansi nicht. Er wußte nicht, daß ihn eine Tante längst eingeladen, und niemand dachte daran, ihm etwas davon mitzuteilen.
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