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Aktualisiert: 25. Juni 2025
Aber am Stocken seines Athemzuges und Aussetzen seines Herzschlages erkannte er als unzweifelhaft, wem es angehöre. Er hatte gefunden, wonach er gesucht, was ihn unbewusst nach Pompeji getrieben; die Gradiva führte ihr Scheinleben in der mittägigen Geisterstunde noch fort und sass hier vor ihm, so wie er sie im Traum sich auf die Stufen des Apollotempels niederlassen gesehn.
Die weiße Blume ist wohl dieselbe, die er zu Mittag der Gradiva geschenkt, und es ist ganz richtig, daß durch ihren Anblick an einem der Fenster dieses Gasthofes etwas bekräftigt wird. Freilich nicht die Echtheit der Spange, aber etwas anderes, was ihm schon bei der Entdeckung dieses bisher übersehenen Albergo klar geworden.
In seinem Kopf dämmerte es, dass er sich eine ungeheure Dummheit ein- und ausgebildet, dazu auch noch ausgesprochen habe; um sie, soweit es möglich fiel, wieder gut zu machen, trat er nun hastig vor, reichte der Gradiva das Buch hin und setzte sich zugleich mechanisch neben ihr auf die Stufe nieder. Einen Blick auf seine Hand werfend, sagte sie: »Du scheinst ein Freund von Rosen zu sein.«
Woher nun diese auffällige Bevorzugung der zweideutigen Reden in der »Gradiva«? Sie erscheint uns nicht als Zufälligkeit, sondern als notwendige Abfolge aus den Voraussetzungen der Erzählung. Sie ist nichts anderes als das Seitenstück zur zweifachen Determinierung der Symptome, insofern die Reden selbst Symptome sind und wie diese aus Kompromissen zwischen Bewußtem und Unbewußtem hervorgehen.
Eine große Eidechse liegt bewegungslos im Sonnenlicht ausgestreckt, die aber vor dem herannahenden Fuß der Gradiva entflieht und sich über die Lavaplatten der Straße davonringelt. Also keine Halluzination, etwas außerhalb der Sinne unseres Träumers. Aber sollte die Wirklichkeit einer Rediviva eine Eidechse stören können?
Und in Berücksichtigung sämmtlicher Umstände lagen unstreitig bei der Beurtheilung der Kopfverfassung Norbert Hanold's doch einige Milderungsgründe für die Verrücktheit vor, dass er zwei Tage lang die Gradiva als Rediviva angesehen hatte.
Während seines Sprechens hatte sich etwas Eigenthümliches begeben. Von den Mohnblüthen her war ein goldfarbiger Falter, am Innenrand der Oberflügel leicht roth überhaucht, zu den Säulen herangeflattert, umgaukelte ein paarmal den Kopf der Gradiva und liess sich dann auf dem braunen Haargewell über ihrer Stirn nieder.
Es gibt eine Regel der Traumdeutung, welche lautet: Eine im Traum gehörte Rede stammt immer von einer im Wachen gehörten oder selbst gehaltenen Rede ab. Nun, diese Regel scheint hier befolgt, die Rede der Gradiva ist nur eine Modifikation der bei Tag gehörten Rede des alten Zoologen.
Der Ruf beim eigenen Namen ist bekanntlich das beste Mittel, einen Schläfer oder Nachtwandler aufzuwecken. Welche Folgen die Nennung seines Namens, von dem er niemand in Pompeji Mitteilung gemacht, durch die Gradiva für Norbert Hanold mit sich gebracht hatte, ließ sich leider nicht beobachten.
Doch dann zog sie sich mit einem Ruck fort, und der Mund über ihr sagte: »Du bist doch offenbar verrückt, Norbert Hanold.« Der Name, von dem er niemand in Pompeji Mittheilung gemacht, ging der Gradiva so glatt, zweifellos und deutlich über die Lippen, dass der Inhaber desselben noch stärker erschrocken von der Stufe aufflog.
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