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Einem jeden Vorwitze nachzuhängen und der Erkenntnissucht keine andre Grenzen zu verstatten als das Unvermögen, ist ein Eifer, welcher der =Gelehrsamkeit= nicht übel ansteht. Allein unter unzähligen Aufgaben, die sich selbst darbieten, diejenige auswählen, deren Auflösung dem Menschen angelegen ist, ist das Verdienst der =Weisheit=. Wenn die Wissenschaft ihren Kreis durchlaufen hat, so gelanget sie natürlicherweise zu dem Punkte eines bescheidenen Mißtrauens und sagt, unwillig über sich selbst: =Wieviel Dinge gibt es doch, die ich nicht einsehe!= Aber die durch Erfahrung gereifte Vernunft, welche zur Weisheit wird, spricht in dem Munde des SOKRATES mitten unter den Waren eines Jahrmarkts mit heiterer Seele: =Wieviel Dinge gibt es doch, die ich alle nicht brauche!= Auf solche Art fließen endlich zwei Bestrebungen von so unähnlicher Natur in eine zusammen, ob sie gleich anfangs nach sehr verschiedenen Richtungen ausgingen, indem die erste eitel und unzufrieden, die zweite aber gesetzt und gnügsam ist. Denn um vernünftig zu wählen, muß man vorher selbst das Entbehrliche, ja das Unmögliche kennen; aber endlich gelangt die Wissenschaft zu der Bestimmung der ihr durch die Natur der menschlichen Vernunft gesetzten Grenzen; alle bodenlose Entwürfe aber, die vielleicht an sich selbst nicht unwürdig sein mögen, nur daß sie außer der Sphäre des Menschen liegen, fliehen auf den =Limbus= der Eitelkeit. Alsdenn wird selbst die Metaphysik dasjenige, wovon sie jetzo noch ziemlich weit entfernet ist, und was man von ihr am wenigsten vermuten sollte, die =Begleiterin der Weisheit=. Denn solange die Meinung einer Möglichkeit, zu so entfernten Einsichten zu gelangen, übrigbleibt, so ruft die =weise Einfalt= vergeblich, daß solche große Bestrebungen entbehrlich seien. Die Annehmlichkeit, welche die Erweiterung des Wissens begleitet, wird sehr leicht den Schein der Pflichtmäßigkeit annehmen und aus jener vorsetzlichen und überlegten Gnügsamkeit eine =dumme Einfalt= machen, die sich der Veredelung unserer Natur entgegensetzen will. Die Fragen von der geistigen Natur, von der Freiheit und Vorherbestimmung, dem künftigen Zustande u.

Torheit und Verstand haben so unkenntlich bezeichnete Grenzen, daß man schwerlich in dem einen Gebiete lange fortgeht, ohne bisweilen einen kleinen Streif in das andre zu tun; aber was die Treuherzigkeit anlangt, die sich bereden läßt, vielen festen Beteurungen selbst wider die Gegenwehr des Verstandes bisweilen etwas einzuräumen, so scheint sie ein Rest der alten Stammehrlichkeit zu sein, die freilich auf den jetzigen Zustand nicht recht paßt und daher oft zur Torheit wird, aber darum doch eben nicht als ein natürliches Erbstück der Dummheit angesehen werden muß. Daher überlasse ich es dem Belieben des Lesers, bei der wunderlichen Erzählung, mit welcher ich mich bemenge, jene zweideutige Mischung von Vernunft und Leichtgläubigkeit in ihre Elemente aufzulösen und die Proportion beider Ingredienzien vor meine Denkungsart auszurechnen. Denn da es bei einer solchen Kritik doch nur um die Anständigkeit zu tun ist, so halte ich mich gnugsam vor dem Spott gesichert, dadurch daß ich mit dieser Torheit, wenn man sie so nennen will, mich gleichwohl in recht guter und zahlreicher Gesellschaft befinde, welches schon gnug ist, wie FONTENELLE glaubt, um wenigstens nicht vor unklug gehalten zu werden. Denn es ist zu allen Zeiten so gewesen und wird auch wohl künftighin so bleiben, daß gewisse widersinnige Dinge selbst bei Vernünftigen Eingang finden, bloß darum weil allgemein davon gesprochen wird. Dahin gehören die Sympathie, die Wünschelrute, die Ahndungen, die Wirkung der Einbildungskraft schwangerer Frauen, die Einflüsse der Mondwechsel auf Tiere und Pflanzen u.

Eine Materie, die durch den ganzen spekulativischen Teil der Dichtkunst von dem größten Nutzen ist und von unserm Weltweisen schon gnugsam erläutert war ! Was Breitinger aber damals unterlassen, das ist mir, itzt nachzuholen, nicht mehr erlaubt.