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Aktualisiert: 21. Juni 2025
Sie griff nach den weißlichen Tuberosen; die fühlten sich wie glatte, schleimige Augäpfel an, die sich unter ihren Fingerspitzen bewegten. Sie griff in die Schlingpflanzen, die waren wie das Gekröse und Eingeweide eines frischgeschlachteten Tierleibes, lauwarm und weich. »Todor!« rief das junge Mädchen. Todor aber schien verschwunden. Esthe bog ihre Reitpeitsche krampfhaft um die Knie.
Und alle die Schreie in dem finstern Garten, die aus den Tierkehlen platzten und der Luft wehtaten, wurden in Esthe wie ihre tausend eigenen Stimmen. Alles, was im Garten an Wildheit wucherte, an Inbrunst und Leidenschaft, wurde zu Esthes Herz.
Die Erde vor Esthes Füßen dünstete einen bittern Schweiß aus, den das Mädchen wie ein Gift auf der Zunge schmeckte. Das vielgestaltige Echo aus den Tierhäusern vertausendfachte sich in dem Garten, als ob ganze Haufen eingeschlossener Tierherzen Selbstmord begingen und ihrem fliehenden Leben nachklagten. Esthe stand von der Bank auf und tastete sich durch die Laube.
Er nickte beständig; so wie man im Wasser seinem eigenen Spiegelbild zunickt, so nickte er in die klarblauen Augen des kleinen Fräuleins. Esthe hatte sich bis zur Schließung des Gartentores verstecken wollen, und Todor hatte sie in eine Tuberosenlaube geführt, die hinter dem Aquarium stand. Dort saßen sie unter breitblätterigen Schlingpflanzen wie in einem grünen hohlen Schuppenleib.
Die weißgekleidete Regimentsmusik verließ soeben mit ihren blitzenden Messinginstrumenten den Garten, als Esthe am großen Gittertore vom Rade sprang. Der Portier des zoologischen Gartens kannte Esthe; sie war täglich hier in dem mächtigen Park, wo die roten Dächer der Tierhäuser unter dem bläulichen Grün der Königspalme und der Kasuarinenbäume wie rote Zelte leuchteten.
»Noch abwarten,« sagte Todor und ging auf den Zehen zum Ausgang der Laube. Die Luft des Gartens begann wütender nach Tierhaut und Tierschweiß zu riechen. Esthe gruselte es angenehm bei dem wilden Geruch. Todor ging um die Laubenecke. Esthe starrte hinaus.
Als Todor mit dem Geld in der Hand zurückkam, bemerkte er von weitem den Laternenzug und den Wärterhaufen, der Esthe in einen Wagen trug. Todor legte das Geld rasch an die Portierloge und verschwand aus dem Garten.
Dort war soeben das Sonntagnachmittagskonzert beendet, hohe Equipagen kamen Esthe in langen Reihen entgegen. Das junge Mädchen vermied es aufzusehen, um nicht Bekannte grüßen zu müssen. Sie ließ ihr offenes Haar wie eine Rasende im Winde wehen und jagte wie ein Spuk an der Wagenkette vorüber.
Beleuchtet von den Laternen, stand Esthe mit aufgereckten hellen Armen und schrie allen entgegen. Sie rührte sich nicht vom Platz, sie schrie ihren Schreien nach. Dann plötzlich stürzte sie wie ein geblendetes Insekt mitten zwischen die Laternenspiegel. »Hilfe vor Todor, Hilfe, Hilfe vor Todor!« schrie sie den verblüfften Leuten ins Ohr.
Das junge Mädchen ließ die Reitpeitsche fallen. Sie preßte die Hände an ihren nackten Hals und begann mit einem Male wie eine Krähe laut aufzuschreien. Esthe schrie mit hochgehobenen Händen, sie stand auf den Zehen aufgerichtet und schrie endlos
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