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Sie erschien in ihrer muthigen Mutterliebe so furchtbar, daß der Schloßmagd ganz angst und bange wurde für ihre Augen und für ihre rothen Wangen und sie davon eilte, um den Schloßvoigt als Beistand herbei zu rufen.

Die Schloßmagd erhob einen gewaltigen Lärm; sie schrie und tobte gegen die Katze, sie schimpfte und drohte sie zu verderben mit ihrer ganzen Brut.

Mies Mies hatte auch ein Gespräch der Schloßmagd und des Schloßvoigts belauscht, worin diese sich vornahmen, keine jungen Kätzchen mehr im Schloß zu dulden, weil solche Unreinlichkeiten verursachten; alle Kinder der Mies Mies sollten künftighin ersäuft werden. Man kann sich denken, wie das Herz der armen Hofkatze schlug, als die Stunde nahte, wo sie Mutter werden sollte.

Mies Mies ließ sich aber nicht so leicht einschüchtern, sie machte wahre Tigeraugen; sie zischte, knurrte, pustete, machte einen furchtbaren Katzenbuckel und schien sich zu einem gewaltigen Sprung nach dem Angesichte der Schloßmagd zu rüsten; dabei bewegte sie ihren Schwanz wie eine Löwin und zeigte ihre spitzen, scharfen Zähne wie ein Leopard.

Die Kätzchen pflegen bis zum neunten Tag blind zu sein, bis dahin leiht die sorgsame Mutter ihnen ihr Auge und wacht über sie. Mies Mies erwartete stündlich, daß ihren Kindern das Licht aufgehen werde und hatte fleißig die geschlossenen Augen geleckt, um ihnen das Aufschlagen derselben zu erleichtern. Da vernahm sie eines Tages ein Geräusch an der Thür; ein Schlüssel wurde in’s Schlüsselloch gesteckt, das Schloß gedreht, die Thür ging auf und herein trat die entsetzliche Schloßmagd, mit einem furchtbaren Besen an einem langen, langen Stiel. Mies Mies befahl ihren Kindern ganz still zu sein; sie hoffte, die Hofmagd würde nur kehren und nicht das Bett machen; ängstlich blinzelte sie durch die Spalten des Vorhangs und verfolgte jede Bewegung der Entsetzlichen. Ach all ihr Hoffen war vergeblich! Es waren Gäste angesagt und die Fremden-Zimmer und Fremden-Betten mußten in Ordnung gebracht werden. Eine kräftige Hand riß den Vorhang auseinander und das Plümeau in die Höh’! Welch eine Unthat war da geschehen!

Frau Mies Mies war indeß nicht so dumm, diesen Beistand abzuwarten; sie dachte: wenn der Schloßvoigt und die Schloßmagd sich mit ihren Besenstielen über mich hermachen, dann bin ich mit meinen lieben Kleinen verloren, da geht es uns schlecht.