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Indes die Bildung der antiken Welt ruhte weder auf der Kunde fremder Sprachen noch auf elementaren technischen Fertigkeiten; wichtiger als jene Mitteilungen wurden fuer die Entwicklung Latiums die musischen Elemente, die sie bereits in fruehester Zeit von den Hellenen empfingen.

Was hieraus mit Notwendigkeit folgt, dass die Entwicklung der musischen Kuenste in Latium mehr ein Eintrocknen als ein Aufbluehen war, das bestaetigt, auch fuer uns noch unverkennbar, die Ueberlieferung.

Es ist die tiefste und herrlichste Wirkung der musischen Kuenste und vor allem der Poesie, dass sie die Schranken der buergerlichen Gemeinden sprengen und aus den Staemmen ein Volk, aus den Voelkern eine Welt erschaffen.

Als Gesamtergebnis aber dieser modernen roemischen Erziehung entwickelte sich der neue Begriff der sogenannten "Menschlichkeit", der Humanitaet, welche bestand teils in der mehr oder minder oberflaechlich angeeigneten musischen Bildung der Hellenen, teils in einer dieser nachgebildeten oder nachgestuemperten privilegierten lateinischen.

Ueber die Entwicklung der musischen Kuenste bei den Etruskern und Sabellern mangelt uns so gut wie jede Kunde ^8.

Bemerkenswerter ist es, dass an dem etruskischen Nationalfest, welches die saemtlichen Zwoelfstaedte durch einen Bundespriester ausrichteten, Spiele wie die des roemischen Stadtfestes gegeben wurden; indes die dadurch nahegelegte Frage, inwieweit die Etrusker mehr als die Latiner zu einer nationalen, ueber den einzelnen Gemeinden stehenden musischen Kunst gelangt sind, sind wir zu beantworten nicht mehr imstande.

Nicht bloss die griechischen Staedte in Italien blieben fortwaehrend zu regem geistigen Verkehr mit Griechenland, Kleinasien, Aegypten und goennten den dort gefeierten griechischen Poeten und Schauspielern auch bei sich den gleichen Verdienst und die gleichen Ehren; auch in Rom kamen, nach dem von dem Zerstoerer Korinths bei seinem Triumph 608 gegebenen Beispiel, die gymnastischen und musischen Spiele der Griechen: Wettkaempfe im Ringen sowie im Musizieren, Spielen, Rezitieren und Deklamieren in Aufnahme ^1.

Was von bildenden Elementen in den szenischen und musischen Spielen enthalten war, gab man von vornherein preis; die Absicht der roemischen Festgeber ging ganz und gar nicht darauf, durch die Macht der Poesie die gesamte Zuschauerschaft wenn auch nur voruebergehend auf die Hoehe der Empfindung der Besten zu erheben, wie es die griechische Buehne in ihrer Bluetezeit tat, oder einem ausgewaehlten Kreise einen Kunstgenuss zu bereiten, wie unsere Theater es versuchen.

Waehrend die musischen Kuenste in Griechenland immer mehr Gemeingut eines jeden einzelnen und aller Hellenen zusammen werden und damit aus ihnen eine allgemeine Bildung sich entwickelt, schwinden sie in Latium allgemach aus dem allgemeinen Volksbewusstsein, und indem sie zu in jeder Beziehung geringen Handwerken herabsinken, kommt hier nicht einmal die Idee einer der Jugend mitzuteilenden, allgemein nationalen Bildung auf.