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Jetzt gab es beiderseits genug sich zu wundern; Tiu sah nun deutlich, daß sie länger weg gewesen war als sie selbst glaubte, denn sie war jetzt schon etwas größer als ihre Mutter, und Vater und Mutter waren gealtert. Gern hätte sie den Eltern erzählt, was ihr begegnet war, allein sie durfte ja nicht. Endlich sagte sie, ich hatte mich verirrt und war unter fremde Leute gerathen.

Der alte König des Nebelberges lag beim Scheine des Feuers am Boden, und sagte als er Tiu erblickte: »Du bist heute zur unglücklichen Stunde ohne dein Kind hergekommen, und es wird dir große Qual daraus erwachsen.

Sie nahm Tiu bei der Hand und führte sie einige Schritte vom Feuer weg; dort sagte sie: Da du dir zu Hause nichts hast merken lassen, will ich dir mehr verrathen. Der alte Papa am Feuer ist des Nebelberges König, die alte Mutter, welche du die erste Nacht gesehen hast, ist die Rasenmutter , und wir sind ihre Töchter.

Der Bräutigam blieb als Schwiegersohn im Hause, denn die Eltern waren beide schon betagt. Im nächsten Jahre brachte Tiu ein Töchterchen zur Welt, es war ein sehr schönes Kind, konnte aber doch der Mutter Herz nicht ausfüllen. Sie sehnte sich stets nach dem Nebelberge zurück und wäre gern hingezogen, wenn sie das Kind hätte allein lassen können.

Der Eltern Freude über ihr wiedergefundenes Kind war so groß, daß sie nicht weiter nachforschten, wo es denn gewesen sei. Den andern Abend aber, als Vater und Mutter schlafen gegangen waren, ließ es der Tiu keine Ruhe mehr, sie zog die Spange aus der Tasche und hauchte darauf, um Auskunft darüber zu erlangen, was für ein wundersames Ereigniß sich mit ihr zugetragen.

Alsbald fand sie sich wieder am Feuer auf dem Berge, und auch der einäugige Alte war wieder da. »Lieber alter Papabat Tiu, »gieb mir Auskunft darüber, was mit mir vorgegangen istDer Alte erwiderte lachend: »Plappern ist Weibersacheklopfte mit seinem Stecken auf den Rasen, und das junge Frauenzimmer, welches Tiu nach Hause geleitet und ihr die Spange geschenkt hatte, stand vor ihr.

Tiu sagte mit thränenden Augen, daß es ihr nicht möglich gewesen sei zu kommen, wiewohl ihr das Herz großes Verlangen danach getragen habe. Des Nebelberges König muß uns helfen, sagten darauf die Mädchen und baten Tiu, nach zwei Wochen wieder zu kommen und ihr Töchterchen mitzubringen. Tiu versprach es zu thun, wenn es möglich wäre.

Ist es denn möglich, daß unser liebes Kind, das uns vor sieben Jahren verstarb, zum zweiten Male in's Leben zurück kommtTiu konnte aus dieser Rede nicht klug werden.

Doch kannst du zu guter Letzt noch eine vergnügte Nacht feiern, ehe deine Leidenstage beginnenBei diesen Worten klopfte er mit dem Eisenstecken auf den Rasen, und sofort erschienen der Rasenmutter Töchter, nahmen Tiu mit sich und feierten ein schönes Fest miteinander. Inzwischen war daheim der Mann erwacht und als er die Frau nicht im Bette fand, stand er auf und suchte sie auf dem Hofe.

Sie haben aber nichts weiter von einander gewußt. Doch hatte das Vögelchen immer eine große Sehnsucht im Herzen, wann der Ritter wieder geritten war, sie wußte aber nicht, warum; und auch ihm klang ihr tiefes und schmachtendes Tiu! Tiut! lange nach, wann er wieder in das Land seines Vaters ritt.