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Aktualisiert: 19. Juli 2025


Gleich gefährlich wie die Titelsucht hat sich auch die Seuche der Ordenssucht unter den Jüngern des heiligen Bürokrazius zu verbreiten begonnen. Während beim lieben Rindviech die Maul- und Klauenseuche die Freßwerkzeuge und Gehwerkzeuge des lieben Viehes affizieret, hat sich die Ordenssucht auf sämtliche Knopflöcher der Jünger des heiligen Bürokrazius geworfen.

Da jedoch der heilige Bürokrazius und seine Jünger das liebe Rindviech noch übertreffen, warum sollen sie nicht auch noch von ärgeren Seuchen heimgesuchet worden sein als das liebe Rindviech? Die Titelsucht wuchs sich aber zu einer solchen Seuche aus, daß sie mit den Bandwürmern verglichen werden konnte. Denn kein Titel war den nach sotaner Auszeichnung Strebenden mehr lang genug.

Man blättere nur in der hübschen Lüneburger Chronik, wo die guten, alten Herren in wunderlich treuherzigen Holzschnitten abkonterfeit sind, wohlgeharnischt, hoch auf ihrem gewappneten Schlachtroß, die heilige Kaiserkrone auf dem teuren Haupte, Scepter und Schwert in festen Händen; und auf den lieben, knebelbärtigen Gesichtern kann man deutlich lesen, wie oft sie sich nach den süßen Herzen ihrer Harzprinzessinnen und dem traulichen Rauschen der Harzwälder zurücksehnten, wenn sie in der Fremde weilten, wohl gar in dem citronen- und giftreichen Welschland, wohin sie und ihre Nachfolger so oft verlockt wurden von dem Wunsche, römische Kaiser zu heißen, einer echtdeutschen Titelsucht, woran Kaiser und Reich zu Grunde gingen.

Zieht man die Wirkung auf Anhang und Gefolgschaft in Betracht, so ergibt sich, daß die als läßliche und gutartige Schwäche verspottete Titelsucht der Deutschen eine der ernstesten politischen Realitäten bedeutet: nämlich den Verzicht eines bedeutenden Teils der bürgerlichen Intelligenz auf politische Unabhängigkeit.

Der Italiener hat ueberhaupt ein tieferes Gefuehl fuer die hohe Wuerde der Kunst als andere Nationen; jeder, der nur irgend etwas treibt, will Kuenstler, Meister und Professor heissen und bekennt wenigstens durch diese Titelsucht, dass es nicht genug sei, nur etwas durch ueberlieferung zu erhaschen oder durch uebung irgendeine Gewandtheit zu erlangen; er gesteht, dass jeder vielmehr ueber das, was er tut, auch faehig sein solle zu denken, Grundsaetze aufzustellen und die Ursachen, warum dieses oder jenes zu tun sei, sich selbst und andern deutlich zu machen.

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