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Simon ließ sie allein. »Ich bin immer daran gewöhnt gewesensagte Hedwig im Laufe des Tages zu Simon, »dich als etwas mir Unterlegenes zu behandeln. Vielleicht halten es andere Menschen mit dir auch so. Du machst wenig den Eindruck der Klugheit, viel mehr den der Liebe, und du weißt, wie man diese Empfindung ungefähr einschätzt. Ich glaube nicht, daß du je mit deinem Tun und Trachten Erfolg haben wirst unter den Menschen, aber du wirst dir sicher auch nie deswegen einen kummervollen Gedanken machen, was dir, so wie ich dich kenne, wenigstens nicht ähnlich sähe. Nur die dich kennen, werden dich tieferer Empfindung und kühner Gedanken für fähig erachten, die andern nicht. Das ist der Schwerpunkt und die Ursache, weshalb du sehr wahrscheinlich im Leben erfolglos bleibst: Man muß dich immer erst kennen lernen, ehe man dir glaubt, und das nimmt Zeit in Anspruch. Der erste Eindruck, der den Erfolg macht, wird dir immer versagen, aber du wirst deswegen deine Ruhe keineswegs verlieren. Dich werden nicht viele Menschen lieben, aber es wird etliche unter ihnen geben, die sich alles von dir versprechen. Das werden einfache und gute Menschen sein, denen du gefallen wirst; denn deine Blödigkeit kann sehr weit gehen. Du hast etwas Blödes an dir, etwas Unzurechnungsfähiges, etwas, wie soll ich sagen, Unbekümmert-Läppisches. Das wird Viele beleidigen, man wird dich frech nennen, und du wirst viele unfeine, früh mit ihrem Urteil über dich fertige Feinde haben, die dir zu schwitzen geben können; doch wird dir das nie Angst einjagen. Andere werden dir immer unzart und du wirst andern immer unverschämt vorkommen; das wird Reibereien geben, sieh dich vor! In einer größeren Gesellschaft von Menschen, wo es doch darauf ankommt, daß man sich zeigt und beliebt macht durch hervorragendes Sprechen, wirst du immer stumm bleiben, weil es dich nicht reizt, den Mund noch aufzutun, wo schon so viele durcheinanderschwatzen. Man wird dich infolgedessen übersehen: du wirst dann trotzig und benimmst dich unschicklich. Dagegen werden es manche Menschen, die dich kennen gelernt haben, für einen Vorzug halten, mit dir allein ein herzliches Gespräch zu führen; denn du verstehst es, zuzuhorchen, und das ist im Gespräch vielleicht wichtiger, als selbst das Sprechen. Man wird gern einem verschwiegenen Menschen, wie dir, Geheimnisse und Seelenangelegenheiten anvertrauen, und du wirst dich im diskreten Verschweigen und Aussprechen meist als Meister erweisen, unbewußt, meine ich, nicht als ob du dir irgendwelche Mühe dabei gäbest. Du sprichst ein bißchen schwerfällig, hast einen etwas plumpen Mund, der sich zuerst öffnet und offen bleibt, ehe du zu sprechen anfängst, als erwartetest du die Worte von außen aus irgend einer Richtung her, daß sie dir in den Mund hineinflögen. Du wirst den meisten Menschen eine uninteressante Erscheinung sein, fade für die Mädchen, unbedeutend für Frauen, absolut unvertrauensvoll und unenergisch für Männer.

Diese fromme tagtägliche, ja familiär-praktische Behandlung der höchsten Seelenangelegenheiten erregte immer mehr Aufmerksamkeit nicht allein unter Einzelnen, sondern sogar unter ganzen Körperschaften.