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Aktualisiert: 4. Mai 2025
Einmal war’s ja vorgekommen im Dorf – das mochte aber schon dreißig Jahre her sein – daß einer ein reicher Mann geworden war durch einen besonders hübschen Puppenkopf, den er geformt hatte. Es war Greiner zumute wie einem, der ein Los genommen, auf das er große Hoffnungen setzt, und nun sieht er der Ziehung entgegen – wird’s eine Niete sein, ein Gewinnst oder gar der Haupttreffer?
Glasröhrchen, umwickelt mit blonder und brauner Mohärwolle, die wie Haar aussah, lagen da nebeneinander auf dem Blech und waren im Ofen getrocknet worden. Mit geschickten Fingern streifte Regine die aufgewickelte Wolle vom Glasröhrchen ab, und nun war es eine festgerollte schöne Locke, fertig zum Aufkleben auf den Puppenkopf.
Einen Puppenkopf hatte sie vor sich, einen ganz fertigen, schön bemalten, mit Augen im Kopf, aber oben war das Köpfchen noch offen, dem leimte sie eben das Deckelchen auf, mit dem schön gelockten Haar. Und die Tante, die kniete eben vor dem Ofen und zog aus der Röhre ein Backblech hervor. Aber Kuchen war nicht auf dem Blech, etwas ganz anderes kam zum Vorschein.
Vorsichtig hob Frau Greiner das Köpfchen herunter, nahm es vor ans Kammerfenster; die Kinder folgten ihr, der Vater horchte hinaus. »Das ist gar kein Puppenkopf,« hörte er jetzt seinen Philipp sagen, »das ist ja der Alex.« »Gerade hab’ ich’s auch gedacht,« rief die Frau, »unser Alex, ja ganz wie er leibt und lebt.«
Aber der Fabrikant wandte sich ernsthaft an sie: »Ich will Ihnen etwas sagen, Frau, und Sie können es Ihrem Mann ausrichten: der Kopf ist ausgezeichnet geformt, ganz nach dem Leben, aber trotzdem, Sie werden ihn doch nicht leicht verkaufen können. Es ist kein Puppenkopf, wie man es gewohnt ist.
»So zeig doch einmal den Kopf,« sagte nun die alte Frau. Sorgsam nahm ihn Frau Greiner heraus, gespannt sah sie auf der Mutter prüfendes Gesicht. »Da spar’ dir nur die Müh’, Magdalene,« sagte sie jetzt, »das ist kein richtiger Puppenkopf. Der sieht ja aus wie ein Kinderkopf, den nimmt dir kein Fabrikant ab.
»Sie wünschen?« fragte der eine, der nur einen Augenblick den Kopf erhoben hatte, dann aber eifrig weiterschrieb. Schüchtern und unsicher brachte Frau Greiner ihr Anliegen vor. Einen neuen Puppenkopf habe ihr Mann gemacht, weil sie ein so schönes Waisenkind hätten, nach dem hätt’ er’s gemacht, wie’s leibt und lebt; bei Nacht, weil es seiner Schwester Kind sei und Umschläge brauchte bei Nacht.
Ihr Mann soll sich einmal hundert Puppenköpfe ansehen: alle haben einen Mund so klein, kleiner als die Augen und so schmal wie die Nase. Beim Menschen ist es ja nicht so, und bei diesem Kopf auch nicht, darum sieht er aus wie ein Kinderköpfchen, nicht wie ein Puppenkopf.
Jetzt wurde die Mutter aufmerksam und Philipp sprang neugierig in die Kammer. »Ein Puppenkopf ist’s,« rief er, »aber kein solcher,« und er deutete auf die, welche sein Vater auspreßte. »Auf dem Schrank steht doch kein Puppenkopf, oder hast du etwas hinaufgestellt, Elias?« »Mußt eben sehen,« sagte der mit seinem wunderlichen Lächeln. Jetzt ging die Mutter selbst hinaus und Greiner schaute ihr nach.
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